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Hyun-Jae Lee




 

Identitätsbegriffe aus «Feministischer» Perspektive

 

Neue feministische Tendenzen und das Problem der Identifikation - Anerkennung als Konstitutionsbedingung für einen «Feministischen» Identitätsbegriff - Kritik an der Opferlogik aus der anerkennungstheoretischen Perspektive - Die begriffliche Unterscheidung der Identität - Praktischer Bezug der drei Identitätsbegriffe - «Feministische» Anwendung der Identitätsbegriffe - Die Negation der Weiblichkeit als «nicht-Feministische» Identitätsleistung - Identifikation mit Weiblichkeit als «Feministische» Identitätsleistung - Formale Integration als «Feministische» Identitätsleistung - Kritik an «Feministischen» Identitätsbegriffen.

 

 

Die Interpretationen in diesem Band verfolgen das Ziel, aus «Feministischer» Perspektive einen nicht-ausschließenden Begriff der Identität zu entwickeln. Dies kann nur gelingen, wenn das Konzept der Anerkennung berücksichtigt wird. Durch umfassende Analysen Feministischer PhilosophInnen wird das Problemfeld von Identität und Anerkennung im Sinne einer solchen Zielsetzung bearbeitet.

 

Was ist der „Feministische“ Begriff der Identität?

Wie kann man einen gehaltvollen Begriff „Feministischer“ Identität entwickeln? Ist dies eine rein feministische Frage oder eine Frage der „philosophischen Frauenforschung“ oder eine Frage der „Feministischen Philosophie“?

Herta Nagl-Docekal erklärt die „philosophische Frauenforschung“ als „ein Pro-jekt, das durch seinen Gegenstandsbereich definiert ist eben die Erforschung der Frau.“ Das heißt, dass Frauen in der Forschung nur in dem Gegenstandsbe-reich auftreten, der in Bezug auf die Begriffe der bisherigen Philosophie analy-siert wird. Die „philosophische Frauenforschung“ interessiert sich dafür, wie aus der Perspektive der bisherigen Philosophie die weibliche Identität bestimmt werden kann und nicht dafür, welcher Identitätsbegriff aus feministischer Per-spektive entwickelt werden kann.

 

Die Definitionen der philosophischen Frauenforschung über die Weiblichkeit lassen sich auf das Buch von Simone de Beauvoir, Das zweite Geschlecht beziehen. Beauvoir beschäftigt sich im ersten Teil dieses Buches mit der Frage, wie die Weiblichkeit in der Geschichte und den Mythen in Bezug auf die reproduzie-rende Rolle der Frauen und auf die sozialen Erwartungen wie die Fähigkeiten zur Fürsorge verstanden worden ist. Den sozialwissenschaftlichen Gehalt sieht Beauvoir in den Weiblichkeitsvorstellungen gegeben, die mit dem philosophi-schen Begriff des „Anderen“ zu tun haben.

 

Ich bin der Überzeugung, dass dieser philosophische Begriff der Weiblichkeit als das „Andere“ in der philosophischen Frauenforschung nicht genug ist, um aus diesem eine feministische Konnotation abzuleiten. Denn wie Beauvoir selbst darauf hingewiesen hat, ist der philosophische Begriff der Weiblichkeit nicht von Frauen selbst, sondern aus einer männlichen Perspektive her entworfen, die das Weibliche damit zum Anderen machen, um sich als männliche Subjekte zu konstituieren. Das heißt, dass diese Anwendung der philosophischen Begriffe ermöglicht, das Frauenproblem zu erklären, wie der Begriff der Weiblichkeit bisher philosophisch verstanden wurde, aber dieser kann nicht darauf antworten, wie Frauen ihre weibliche Identität autonom begreifen bzw. diese transformieren.

 

Diese subjektive bzw. emanzipatorische Bestimmung weiblicher Identität kommt erst dann in Betracht, wenn man sich die Frage nach der feministischen Identität stellt. Mit dieser Frage haben FeministInnen ihre Aufmerksamkeit von der Betrachtung der bestehenden Identität der Frauen auf den Entwurf der feministischen Identität gerichtet. Bisher haben FeministInnen aus emanzipatorischen Interesse verschiedene Identitäten vorgeschlagen, die Frauen zur Selbst-bestimmung bzw. zur Selbstverwirklichung führen. Der liberale Feminismus hat vor allem behauptet, dass Frauen wie Männer sich auch als Subjekte setzen, um ihre Individualität zu verwirklichen. Postmoderne Feministinnen wie Irigaray dagegen, haben darauf insistiert, dass Frauen auf jede Form der Identität verzichten sollen, weil diese die Anderen ausschließt. Ihr zufolge sollen Frauen e-her in ihrer Einzelheit bzw. ihrer Verschiedenheit verstanden werden. FeministInnen wie Wendy Brown, Gayatri C. Spivak oder Kirstie McClure, die stark identitätspolitisch argumentieren, fordern, dass Frauen für die Anerkennung ihrer Weiblichkeit, die durch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft faktisch gegeben ist, kämpfen müssen, um diese zu etablieren.

Diese feministischen Positionen haben sich mit dem Problem der feministischen Identität zwar heftig auseinandergesetzt, aber diese Ergebnisse scheinen mir nicht produktiv genug zu sein, weil diese FeministInnen mit ihrem eigenen Ver-ständnis der „Identität“ jeweils die Positionen der anderen kritisieren. Sie haben den Fehler gemacht, ihre gemeinsame Verwendung des Identitätsbegriffs nicht zu erkennen und dabei die anderen für Gegner zu halten. In dieser Hinsicht den-ke ich, dass FeministInnen, um zu einer produktiven Auseinandersetzung unter-einander zu gelangen, zunächst die verschiedenen Begriffe der Identität klar voneinander trennen müssen, um so zu verdeutlichen, welcher philosophische Identitätsbegriff wirklich feministisch sein kann.

 

Hiermit wird klar, warum ich in der vorliegenden Arbeit die Frage „was ist eigentlich der feministische Begriff der Identität?“ behandeln möchte. Diese Frage bezieht sich nicht nur auf das emanzipatorische Interesse des Feminismus, sondern auch auf das philosophische Problem der Identität. Insofern gehört die Frage nach einem feministischen Begriff der Identität zum Problem der sogenannten „Feministischen Philosophie“. Während man in der „philosophischen Frau-enforschung“ Frauen mit den Begriffen der bisherigen Philosophie analysiert oder im Feminismus eine emanzipatorische Identität für Frauenentwickelt, möchte ich mich in der „Feministischen Philosophie“ damit beschäftigen, einerseits die bisherigen philosophischen Begriffe wie „Identität“ aus der feministischen Perspektive erneut zu interpretieren und andererseits einen neuen feminis-tischen Identitätsbegriff auszuarbeiten.

 

Das gelungene Verständnis der Frage „Feministischer Philosophie“ liegt darin, zu entschlüsseln, was die „Feministische“ Perspektive bedeutet, die zur neuen Methode der Philosophie dient. „Feministisch“ in „Feministischer Philosophie“ bedeutet etwas anders als „feministisch“ im Sinne der bisherigen Feminismen. Ich bin der Meinung, dass der Schlüssel zur Erklärung der „Feministischen“ Perspektive zu finden ist, indem ich versuche zu beantworten, wie der politikbe-zogene bzw. empirieorientierte Feminismus mit der Philosophie zusammen kommt.

In den fünfziger Jahren hielten die sprachanalytischen Philosophen und Philosophinnen im englischsprachigen Raum jegliche politikbezogene bzw. empirieori-entierte Theorie für „philosophiefremd“. Die Entstehung „Feministischer Philo-sophie“ wurde daher im französisch- bzw. deutschsprachigen Raum geleitet, in der Tradition der Aufklärung. Rosi Braidotti hat in ihren Aufsatz “Patterns of Dissonance: Woman and/ in Philosophy” erzählt, wie die Philosophie mit der feministischen Bewegung in Verbindung kommt. Sie geht davon aus, dass es in den letzten dreißig Jahren in Europa, vor allem in Frankreich, zwei parallele Phänomen gab:

“On the one hand the revival of the women’s movement, and of women-based analyses of the role, the conditions and the discursivity of women. On the other hand, a crisis which is internal to contemporary european philosophy which concerns the notion of rationality as being constitutive of human consciousness, and therefore as a human ethical ideal.”

Rosi Braidotti sagt, dass die philosophischen Kritiken der Rationalität, die auf dem totalisierenden Identitätsdenken basiert, Philosophen und Philosophinnen dazu veranlasst haben, zu fragen, “how do new ideas emerge?” Diese kritischen Philosophinnen und Philosophen fanden die Möglichkeit des nicht-totalisierenden Denkens in „feminine“, deren Bedeutung im derzeitigen Femi-nismus wieder beleuchtet wurde. Der damalige Feminismus warf die Frage auf, “how can we think outside this logic of domination and exclusion?“, und ver-suchte, die Antwort durch begriffliche Analyse der Philosophie zu lösen. Also hat das gemeinsame Interesse an der Befreiung von der Ausschließungslogik das Treffen der Philosophie mit dem Feminismus ermöglicht.

Hier möchte ich klar machen, dass „Feministische Philosophie“ nicht durch ih-ren Subjektbereich -eben durch Forschung durch Frauen - definiert ist. Wenn „Feministische Philosophie“ in dieser Weise definiert würde, könnte sie uns zum fatalen Irrtum führen, alle männlichen Philosophen, die aus feministischen Interessen philosophieren, rücksichtslos auszuschließen oder alle Philosophin-nen, die selbst der Ausschließungslogik folgen, blind einzuschließen. Aus diesen Gründen möchte ich noch einmal betonen, dass Feministische Philosophie we-der von ihrem Untersuchungsgegenstand, noch von ihrem Untersuchungssub-jekt, sondern von ihrer „Feministischen“ Perspektive, nämlich von dem Interes-se an der Vermeidung der Ausschließung des Anderen, definiert ist.

 

Meine Fragestellung in der vorliegenden Arbeit besteht darin von diesem „Feministischen“ Interesse an der Befreiung der Ausschließungslogik auszugehen. Das bedeutet, dass ich mit dieser Frage einen „Feministischen“ Identitätsbegriff herausarbeiten will, mit dem Frauen ohne Ausschließung der Anderen ihre Identität verwirklichen können. Dieser „Feministische“ Begriff wird einen ideologiekritischen Charakter haben, weil er grundsätzlich durch das Interesse an der Vermeidung der Ausschließung des Anderen entwickelt wird. Das heißt, dass man mit diesem „Feministischen“ Identitätsbegriff aufdecken kann, „in welcher Weise die Philosophie in ihrer bisherigen Geschichte zur Unterdrückung der Frau beige-tragen hat“. In dieser Hinsicht verbindet sich meine Frage nach dem „Feministischen“ Identitätsbegriff mit der Kritischen Theorie.

 

 

Hyun-Jae Lee, geboren 1969 in Seoul, studierte Philosophie, Soziologie und Germanistik. Sie lehrt derzeit an der Ewha Frauenuniversität in Süd-Korea. Den Schwerpunkt ihrer Forschungen bildet die Feministische Philosophie.

 

 

Lee, Hyun-Jae Identitätsbegriffe aus «Feministischer» Perspektive

Reihe: Feministische Forschungen Band 3

Erscheinungsjahr: 2005,Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2005. 215 S., 2 Tab.

ISBN 3-631-53579-1 br.

 

bestellen: www.peterlang.de

 

 

 

Was ist der "Feministische" Begriff der Identität?

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Neue feministische Tendenzen und das Problem der Identifikation

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Kritik an der Opferlogik aus der anerkennungstheoretischen Perspektive

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Die begriffliche Unterscheidung der Identität

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Der praktische Bezug der drei Identitätsbegriffe

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Identifikation mit Weiblichkeit als „Feministische“ Identitätsleistung

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Formale Integration als „Feministische“ Identitätsleistung

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