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fehe









The Garden of Ilja

 

Eröffnung: 23. Juli 2012, 19 Uhr anschl. "The Tower of Power"

 

Dauer: 24.Juli 2010 - 13.August 2010

 

Ort: Afe-Turm, Goethe-Universität, Robert-Mayerstr. 5, 60325 Frankfurt

 

Organisation: Felicia Herrschaft, Ilija Karilampi

 

Künstler: Agassi Bangura, Yngve Holen, Ilja Karilampi, Rita Nettelstad, Axel Petersen, Bonny Poon, Manuel Raven, Jeronimo Voss, Philipp Zach

 

thegardenofilja.blogspot.com

 

 

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.07.2010, Nr. 170, S. 32

Entgrenzung im Garten Eden

 

Ilja Karilampi, Organisator, Künstler und Namensgeber der Ausstellung "The Garden of Ilja", weiß selbst nicht so genau, warum die Schau diesen Namen trägt. Man könne es mit dem Garten Eden in Verbindung bringen oder irgendwie anders interpretieren, sagt er bei der Eröffnung. Der Titel sei aber ein "guter Schirm", um die Ausstellung und die Party "Tower of Power" zusammenzufassen.

 

Die Ausstellung, die sich vom 27. bis zum 35. Stockwerk des sogenannten Afe-Turms ausstreckt, ist das Ergebnis eines Uni-Seminars mit dem Titel "Entgrenzung von Kunst und Soziologie", sie ist bis zum 13. August zu sehen. Felicia Herrschaft vom Institut für Gesellschafts- und Politikanalyse sagt, die Ausstellung finde in dem Turm als Reaktion auf den Mangel an Kunst in diesem Gebäude statt. Die letzten künstlerischen Äußerungen hier seien die Parolen an den Wänden, und die seien immerhin inzwischen 40 Jahre alt.

 

Einige der beteiligten Künstler haben Videoinstallationen in die kargen Räume des Afe-Turms gebracht, die afrikanische Tänzer und irakische Landschaften zeigen. Karilampi dagegen hat versucht, die Rillen in der Wand eines Raums mit Gips zu füllen und diesen "zu einer Skulptur" zu machen. Er sei jetzt flach, sagt er, "flach wie R-'n'-B-Musik". Dazu läuft ein Lied der Sängerin Kelis auf 70 Prozent Geschwindigkeit verlangsamt. Die meisten Besucher der Ausstellung interessieren sich allerdings weder für die Wände noch für die Musik. Sie gucken aus dem Fenster, um einmal die Stadt von oben zu betrachten.

eirü. Alle Rechte vorbehalten. (c) F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

 

 

 









 

 

 

 

Seminar: Dissolution in Art and Sociology

 

 

Do processes of transnationalisation affect the forming of identity and socialisation within existing nation states? Can these forms be considered as a dissolution affecting the relation between art and sociology, given that these faculties have changed their subjects, have approached or rejected each other or have build bridges? Does the manifestation of transnational social spaces change within global civil societies? Does the dissolution of the social extend itself on all fields of living environment and is this dissolving a subject of art and sociology?

 

On the basis of theoretical and empirical analysis of transnational forms of socialisation, the seminar will discuss the history of its own faculty, focusing on the formation of new phenomena of dissolution within artistic practises.

The seminar is related to the 35th Congress of the Deutsche Gesellschaft für Soziologie (German Association of Sociology), October 2010 in Frankfurt, centered on the subject of "Transnational Socialisations". Together with students of sociology and arts (from Städelschule and HfG) we will discuss the topics of the congress, using sociological notions and methods in order to gain a reference point for the artistic approach on the transnationality of the social. It is the ambition of this seminar to present cooperative projects of students from both faculties in a new form of exhibition.

 

 

 

pdfs

glauser_erster_teil.pdf
glauser_zweiter_teil.pdf
glauser_dritter_teil.pdf
janecke_soziologische_kunst.pdf
entgrenzung_schelkshorn.pdf
simmel_bruecke_aesthetik.pdf
beck_entgrenzung.pdf
mau_transnationalisierung.pdf
kubler_form_der_Zeit.pdf
adorno_kuenste.pdf
reckwitz_grenzen.pdf

 

 

Literaturliste:

 

Theodor W. Adorno, Die Kunst und die Künste, in: Christoph Menke und Juliane Rebentisch, Berlin 2006, S. 191-208.

 

 

Ulrich Beck, Entgrenzung und Entscheidung : was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? Ulrich Beck (Hrsg.), Frankfurt am Main 2004, S. 13-64 und S. 421-439.

 

 

George Kubler, Die Form der Zeit : Anmerkungen zur Geschichte der Dinge, Frankfurt am Main 1982.

 

 

Andrea Glauser, Verordnete Entgrenzung. Kulturpolitik, Artist -in-Residence-Programme und die Praxis der Kunst, Bielefeld 2009, S. 13-41, 63-87,129-185, 205-236, 261-278.

 

 

Steffen Mau, Transnationale Vergesellschaftung. Die Entgrenzung sozialer Lebenswelten, Frankfurt am Main 2007, S.7-42.

 

 

Hans Schelkshorn, Entgrenzungen. Ein europäischer Beitrag zum Diskurs der Moderne, Weilerswist 2009, S. 11-18 und S. 595-615.

 

 

Andreas Reckwitz, Unscharfe Grenzen. Perspektiven der Kultursoziologie, Bielefeld 2008, S.259-280 und S.301-320.

 

 

Georg Simmel, Brücke und Tür, in: Der Tag. Moderne illustrierte Zeitung Nr. 683, Morgenblatt vom 15. September 1909, Illustrierter Teil Nr. 216, Berlin, S. 1-3.

 

 

 

 

 

 

Afe-Turm












































 

 

Georg Simmel: Brücke und Tür

 

ex: Der Tag. Moderne illustrierte Zeitung Nr. 683, Morgenblatt vom 15. September 1909, Illustrierter Teil Nr. 216, S. 1-3, Berlin

 

Das Bild der äußeren Dinge hat für uns die Zweideutigkeit, dass in der äußeren Natur alles als verbunden, aber auch alles als getrennt gelten kann.

 

Die ununterbrochenen Umsetzungen der Stoffe wie der Energien bringen jedes in Beziehung zu jedem und machen aus allen Einzelheiten einen Kosmos.

 

Andererseits aber bleiben die Gegenstände in das unbarmherzige Außereinander des Raumes gebannt, keinem Materienteil kann sein Raum mit einem anderen gemeinsam sein, eine wirkliche Einheit des Mannigfaltigen gibt es im Raume nicht.

 

Und durch diesen gleichen Anspruch an sich ausschließende Begriffe scheint das natürliche Dasein sich ihrer Anwendung überhaupt zu entziehen.

 

Nur dem Menschen ist es, der Natur gegenüber, gegeben, zu binden und zu lösen, und zwar in der eigentümlichen Weise, dass eines immer die Voraussetzung des anderen ist.

 

Indem wir aus der ungestörten Lagerung der natürlichen Dinge zwei herausgreifen, um sie als »getrennt« zu bezeichnen, haben wir sie schon in unserem Bewusstsein aufeinander bezogen, haben diese beiden gemeinsam gegen das Dazwischenliegende abgehoben.

 

Und umgekehrt: als verbunden empfinden wir nur, was wir erst irgendwie gegeneinander isoliert haben, die Dinge müssen erst außereinander sein, um miteinander zu sein.

 

Praktisch wie logisch wäre es sinnlos, zu verbinden, was nicht getrennt war, ja, was nicht in irgendeinem Sinne auch getrennt bleibt.

 

Nach welcher Formel nun in den menschlichen Vornahmen beide Wirksamkeiten sich zusammenfinden, ob die Verbundenheit oder ob die Getrenntheit als das natürlich Gegebene empfunden wird, und das jeweilig andere als die uns gestellte Aufgabe - danach lässt sich all unser Tun gliedern.

 

Im unmittelbaren wie im symbolischen, im körperlichen wie im geistigen Sinne sind wir in jedem Augenblicke solche, die Verbundenes trennen oder die Getrenntes verbinden.

 

Die Menschen, die zuerst einen Weg zwischen zwei Orten anlegten, vollbrachten eine der größten menschlichen Leistungen.

 

Sie mochten noch so oft zwischen beiden hin und her gegangen sein und sie damit sozusagen subjektiv verbunden haben: erst indem sie der Erdoberfläche den Weg sichtbar einprägten, waren die Orte objektiv verbunden, der Verbindungswille war zu einer Gestaltung der Dinge geworden, die sich diesem Willen zu jeder Wiederholung darbot, ohne von deren Häufigkeit oder Seltenheit noch abhängig zu sein.

 

Der Wegebau ist sozusagen eine spezifisch menschliche Leistung; auch das Tier überwindet fortwährend und oft in der geschicktesten und schwierigsten Weise einen Abstand, aber dessen Anfang und Ende bleiben unverbunden, es bewirkt nicht das Wunder des Weges: die Bewegung zu einem festen Gebilde, das von ihr ausgeht und in das sie eingeht, gerinnen zu lassen.

 

Im Bau der Brücke gewinnt diese Leistung ihren Höhepunkt.

 

Hier scheint nicht nur der passive Widerstand des räumlichen Außereinander, sondern der aktive einer besonderen Konfiguration sich dem menschlichen Verbindungswillen entgegenzustellen.

 

Dieses Hindernis überwindend, symbolisiert die Brücke die Ausbreitung unserer Willenssphäre über den Raum.

 

Nur für uns sind die Ufer des Flusses nicht bloß außereinander, sondern »getrennt«; wenn wir sie nicht zunächst in unseren Zweckgedanken, unseren Bedürfnissen, unserer Phantasie verbänden, so hätte der Trennungsbegriff keine Bedeutung.

 

Aber nun kommt die natürliche Form hier diesem Begriff wie mit positiver Absicht entgegen, hier scheint zwischen den Elementen an und für sich die Trennung gesetzt zu sein, über die jetzt der Geist versöhnend, vereinigend hinübergreift.

 

Zu einem ästhetischen Wert wird die Brücke nun, indem sie die Verbindung des Getrennten nicht nur in der Wirklichkeit und zur Erfüllung praktischer Zwecke zustande bringt, sondern sie unmittelbar anschaulich macht.

 

Die Brücke gibt dem Auge denselben Anhalt, die Seiten der Landschaft zu verbinden, wie sie ihn für die praktische Realität den Körpern gibt.

 

Die bloße Dynamik der Bewegung, in deren jeweiliger Realität sich der »Zweck« der Brücke erschöpft, ist zu etwas Anschaulich-Dauerndem geworden, wie das Porträt den körperlich seelischen Lebensprozess, mit dem die Realität des Menschen sich vollzieht, sozusagen zum Stehen bringt und in einer einzigen, zeitlos stabilen Anschauung, die die Wirklichkeit niemals zeigt und zeigen kann, die ganze in der Zeit fließende und verfließende Bewegtheit dieser Wirklichkeit sammelt.

 

Die Brücke verleiht einem letzten, über alle Sinnlichkeit erhabenen Sinn eine einzelne, durch keine abstrakte Reflexion vermittelte Erscheinung, die die praktische Zweckbedeutung der Brücke so in sich einzieht und in eine anschauliche Form bringt, wie das Kunstwerk es mit seinem »Gegenstand« tut.

 

Ihren Unterschied gegen das Kunstwerk aber zeigt die Brücke darin, dass sie mit all ihrer über die Natur hinausreichenden Synthese sich nun doch dem Naturbild einordnet.

 

Sie steht für das Auge in einem viel engeren und viel weniger zufälligen Verhältnis zu den Ufern, die sie verbindet, als etwa ein Haus zu seinem Grund und Boden, der unter ihm für das Auge verschwindet.

 

Ganz allgemein empfindet man eine Brücke in einer Landschaft als ein »malerisches« Element; denn mit ihr wird die Zufälligkeit des Naturgegebenen in eine Einheit erhoben, die zwar völlig geistiger Art ist.

 

Allein sie besitzt durch ihre räumlich-unmittelbare Anschaulichkeit eben den ästhetischen Wert, dessen Reinheit die Kunst darstellt, wenn sie die geistgewonnene Einheit des bloß Natürlichen in ihre inselhafte ideale Abgeschlossenheit rückt.

 

Während in der Korrelation von Getrenntheit und Vereinigung die Brücke den Akzent auf die letztere fallen lässt, und den Abstand ihrer Fußpunkte, den sie anschaulich und messbar macht, zugleich überwindet, stellt die Tür in entschiedenerer Weise dar, wie das Trennen und das Verbinden nur die zwei Seiten eben desselben Aktes sind.

 

Der Mensch, der zuerst eine Hütte errichtete, offenbarte, wie der erste Wegebauer, das spezifisch menschliche Können gegenüber der Natur, indem er aus der Kontinuität und Unendlichkeit des Raumes eine Parzelle herausschnitt und diese einem Sinne gemäß zu einer besonderen Einheit gestaltete.

 

Ein Stück des Raumes war damit in sich verbunden und von der ganzen übrigen Welt getrennt.

 

Dadurch, dass die Tür gleichsam ein Gelenk zwischen den Raum des Menschen und alles, was außerhalb desselben ist, setzt, hebt sie die Trennung zwischen dem Innen und dem Außen auf.

 

Grade weil sie auch geöffnet werden kann, gibt ihre Geschlossenheit das Gefühl eines stärkeren Abgeschlossenseins gegen alles Jenseits dieses Raumes, als die bloße ungegliederte Wand.

 

Diese ist stumm, aber die Tür spricht.

 

Es ist dem Menschen im Tiefsten wesentlich, dass er sich selbst eine Begrenzung setze, aber mit Freiheit, d. h. so, dass er diese Begrenzung auch wieder aufheben, sich außerhalb ihrer stellen kann.

 

Die Endlichkeit, in die wir uns begeben haben, grenzt immer irgendwo an das Unendliche des physischen oder metaphysischen Seins.

 

Damit wird die Tür zum Bilde des Grenzpunktes, an dem der Mensch eigentlich dauernd steht oder stehen kann.

 

Die endliche Einheit, zu der wir ein für uns designiertes Stück des unendlichen Raumes verbunden haben, verbindet sie aufs neue mit diesem letzteren, mit ihr grenzen das Begrenzte und das Grenzenlose aneinander, aber nicht in der toten geometrischen Form einer bloßen Scheidewand, sondern als die Möglichkeit dauernden Wechseltausches - im Unterschiede gegen die Brücke, die Endliches mit Endlichem verbindet; dafür enthebt sie uns im Beschreiten freilich diesen Festigkeiten und muss vor der Abstumpfung durch tägliche Gewöhnung das wunderliche Gefühl gewährt haben, einen Augenblick zwischen Erde und Himmel zu schweben.

 

Während die Brücke, als die zwischen zwei Punkten gespannte Linie, die unbedingte Sicherheit der Richtung vorschreibt, ergießt sich von der Tür aus das Leben aus der Beschränktheit abgesonderten Fürsichseins in die Unbegrenztheit aller Wegerichtungen überhaupt.

 

Wenn in der Brücke die Momente von Getrenntheit und Verbundenheit sich so treffen, dass jenes mehr als Sache der Natur, dieses mehr als Sache des Menschen erscheint, so drängt sich mit der Tür beides gleichmäßiger in die menschliche Leistung, als menschliche Leistung zusammen.

 

Darauf beruht die reichere und lebendigere Bedeutung der Tür gegenüber der Brücke, die sich sogleich darin offenbart, dass es keinen Unterschied des Sinnes macht, in welcher Richtung man eine Brücke überschreitet, während die Tür mit dem Hinein und Hinaus einen völligen Unterschied der Intention anzeigt.

 

Dies hebt sie auch von dem Sinne des Fensters ganz ab, das sonst, als Verbindung des Innenraums mit der äußeren Welt, der Tür verwandt ist.

 

Allein das teleologische Gefühl dem Fenster gegenüber geht fast ausschließlich von innen nach außen: es ist für das Hinaussehen da, nicht für das Hineinsehen.

 

Es stellt die Verbindung zwischen dem Inneren und dem Äußeren zwar vermöge seiner Durchsichtigkeit gleichsam chronisch und kontinuierlich her; aber die einseitige Richtung, in der diese Verbindung läuft, ebenso wie seine Beschränkung darauf, ein Weg nur für das Auge zu sein, lässt dem Fenster nur einen Teil der tiefen und prinzipiellen Bedeutung der Tür zukommen.

 

Freilich kann die besondere Situation auch von ihr die eine Richtung ihrer Funktion mehr als die andere betonen.

 

Wenn an romanischen und gotischen Domen die Maueröffnungen sich allmählich zu der eigentlichen Tür hin verengern und man diese zwischen immer näher aneinander rückenden Halbsäulen und Figuren erreicht, so ist damit der Sinn dieser Türen ersichtlich als ein Hineinführen, nicht aber als ein Hinausführen - dieses vielmehr nur als ein leidig unvermeidliches Akzidens - gemeint.

 

Jene Struktur führt den Hineingehenden mit Sicherheit und wie mit sachtem, selbstverständlichem Zwang auf den rechten Weg.

 

Diese Bedeutung setzt, was ich der Analogie wegen anführe, die Reihung der Pfeiler zwischen Tür und Hochaltar fort.

 

Durch ihr perspektivisches Aneinanderrücken zeigen sie den Weg, führen uns hin, gestatten kein Schwanken - was nicht der Fall wäre, wenn wir die tatsächliche Parallelität der Pfeiler wirklich sähen; dann zeigte der Punkt des Endes keinen Unterschied gegen den des Anfangs, es wäre nicht markiert, dass wir bei dem einen beginnen und an dem anderen enden müssen.

 

Allein so wunderbar hier die Perspektive für die innere Wegerichtung der Kirche benutzt ist, so gibt sie sich schließlich auch zu der umgekehrten her und lässt die Pfeilerreihe durch die gleiche Verengerung auch vom Altar zur Tür, wie zu ihrer Pointe, hinführen.

 

Nur jene äußere konische Form der Tür macht das Hinein im Gegensatz zum Hinaus zu ihrem ganz unzweideutigen Sinn.

 

Aber das ist eben eine ganz einzigartige Situation, die es symbolisiert, dass an der Kirche die Bewegung des Lebens, die gleichberechtigt von innen nach außen wie von außen nach innen geht, endet und von der einzigen Richtung abgelöst wird, die allein not tut.

 

Das Leben in der irdischen Ebene aber, wie es in jedem Augenblick eine Brücke zwischen den Unverbundenheiten der Dinge schlägt, steht ebenso in jedem innerhalb oder außerhalb der Tür, durch die es sich von seinem Fürsichsein in die Welt, aber auch von der Welt in sein Fürsichsein hineinbewegt.

 

Die Formen, die die Dynamik unseres Lebens beherrschen, werden so durch Brücke und Tür in die feste Dauer anschaulicher Gestaltung übergeführt.

 

Das bloß Funktionelle und Teleologische unserer Bewegungen wird von ihnen nicht nur als von Werkzeugen getragen, sondern es gerinnt sozusagen in ihrer Form zu unmittelbar überzeugender Plastik.

 

Auf die gegensätzlichen Betonungen angesehen, die in ihrem Eindruck herrschen, zeigt die Brücke, wie der Mensch die Geschiedenheit des bloß natürlichen Seins vereinheitlicht, die Tür, wie er die uniforme, kontinuierliche Einheit des natürlichen Seins scheidet.

 

In der allgemein ästhetischen Bedeutung, die sie durch diese Veranschaulichung eines Metaphysischen, diese Stabilisierung eines nur Funktionellen gewinnen, liegt der Grund ihres speziellen Wertes für die bildende Kunst.

 

Wenn man die Häufigkeit, mit der die Malerei beide verwendet, auch dem artistischen Werte ihrer bloßen Form zuschreiben mag, so besteht doch auch hier jenes geheimnisvolle Zusammentreffen, mit dem sich die rein artistische Bedeutung und Vollendung eines Gebildes immer zugleich als der erschöpfendste Ausdruck eines an sich unanschaulichen, seelischen oder metaphysischen Sinnes zeigt: dem rein malerischen, nur auf Form und Farbe gehenden Interesse etwa am menschlichen Gesicht ist dann im äußersten Maße genügt, wenn dessen Darstellung das Äußerste an Beseeltheit und geistiger Charakterisiertheit einschließt.

 

Weil der Mensch das verbindende Wesen ist, das immer trennen muss und ohne zu trennen nicht verbinden kann - darum müssen wir das bloße indifferente Dasein zweier Ufer erst geistig als eine Getrenntheit auffassen, um sie durch eine Brücke zu verbinden.

 

Und ebenso ist der Mensch das Grenzwesen, das keine Grenze hat.

 

Der Abschluss seines Zu hauseseins durch die Tür bedeutet zwar, dass er aus der ununterbrochenen Einheit des natürlichen Seins ein Stück heraustrennt.

 

Aber wie die formlose Unendlichkeit des Seins erst an seiner Fähigkeit der Begrenzung zu einer Gestalt kommt, so findet seine Begrenztheit ihren Sinn und ihre Würde erst an dem, was die Beweglichkeit der Tür versinnlicht: an der Möglichkeit, aus dieser Begrenzung in jedem Augenblick in die Freiheit hinauszutreten.