paola anzichè shannon bool sunah choi kerstin cmelka ayse erkmen valie export parastou forouhar april gertler simin keramati julia kissina nayon lee sandra kranich anny&sibel öztürk susana ortizmaillo anna ostoya jeannette petri bianca rampas judith raum martha
rosler
 giovanna sarti francesca d. shaw simone slee jinoos taghizadeh zpugmai zadran 

soziologie in frankfurt experimental publicspheres entgrenzung dissolution leonhardi kulturprojekte radio axiom harald szeemann artworld shanghai hiphop culture exit andvoice log philosophy & socialscience afghanistan projects durban  kosovo projects ayse erkmen utopia station dani gal kriege / wars drucilla cornell lena inowlocki hyunjae lee heikki ikäheimo florian agalliu 

fehe



Gespräch mit Valie Export, April 2004







Felicia Herrschaft: Indem, wie sie sich jetzt als Medienkünstlerin verstehen, wie hat das angefangen?

 

Valie Export: Ich komme aus einem bürgerlichen Haushalt, aus einer bürgerlichen Familie, also meine Mutter hat drei Mädchen – großgezogen, mein Vater ist im Krieg gefallen und meine Mutter hat auf jeden Fall den Augenmerk darauf gelegt, dass alle ihre drei Töchter studieren und das alle ihre drei Töchter eben mit Kultur und mit kulturellen Ausdrücken wie Theater und Musik und auch darstellende Kunst in Verbindung kommen. Ich habe sehr gern gezeichnet als Kind und das wurde auch unterstützt. Wir haben auch eine gute Bibliothek, dann wieder herausgeholt, nach dem Krieg, die war während der Kriegszeit versteckt. Ich habe mich eigentlich schon sehr stark mit Malerei und mit Zeichnung beschäftigt, also als kleines Kind, also als sechs-siebenjährige war mein Lieblingszeichner Alfred Kubin und den konnte ich mir schon fast jede Woche anschauen im Museum oder das, wie mich das so fasziniert hat, einerseits von den Geschichten und andererseits auch schon irgendwie wie er das gezeichnet hat. Also, so könnte ich sagen, bin ich da relativ früh schon mit Malerei und Zeichnung vertraut gewesen und wollte eigentlich mehr zeichnen, malen weniger und habe so als Teenager dann den Kubismus entdeckt und die Russen entdeckt und dann das waren schon so ein bisserl räumliche Sachen und wollte dann eigentlich in diesen räumlichen Sachen zeichnen und dann auch ein bisschen malen, bin aber dann darauf gekommen, dass das für mich, also das ich gedacht habe, das ist alles schon gesagt und ausgedrückt und da kann ich überhaupt nichts mit meinen Vorstellungen oder mit meinen Talenten überhaupt nichts reinbringen, weil mich hat das räumliche Bild interessiert oder die räumliche Anordnung. Das ist ja bei den Konstruktivisten auch sehr stark. Aber was ich eben dann bei der Malerei oder bei der Zeichnung vermisst habe war die Bewegung, also ein Ablauf und den hab ich eigentlich kennen gelernt durch Filmbesuche aber natürlich keine Avantgardefilme, das war das normale Kino in das ich gehen durfte als Kind oder irgendwo, aber abgesehen davon, das mich die Bewegung und diese Sachen interessiert hat und die Fotographie, so habe ich dann mit sechzehn meine ersten Selbstporträts gemacht, also mich selbst fotografiert und bin immer mehr zu einer medialen Überlegung gekommen und habe aber dann trotz alledem dann Kunstgewerbe studiert, Textilkunst und Design, was ja wieder ganz was anderes ist. Das hat mich aber sehr interessiert, eigentlich, weil ich habe das Weben sehr gerne gemacht und ich würde es heute auch immer noch gerne machen, weil es hat so etwas meditatives und Beruhigendes, aber es ist doch sehr kreativ, weil man ja so einen ganzen Aufbau macht und das textile Bild vergrößert sich immer mehr und man kann so viel changieren da drinnen und man kann auch fast wie malerisch arbeiten mit den verschiedenen Materialien und Farbtönen und hab dann im Anschluss dann Modedesign studiert. Das war dann schon in Wien und hab auch abgeschlossen mit dem und wusste auch schon während des Studiums das ich das nie ausüben werde, weil ich wusste das ist immer zu beschränkt.Unter kreativ habe ich mir dann doch anderes vorgestellt wie im Modedesign zu bleiben, das hat mich nicht interessiert und bin dann doch auf die Medien umgestiegen, eben zuerst Fotographie, Dia, weil das hat ja noch gar nicht so viel gegeben und dann erst Ende der Sechziger Jahre, die ersten Videoarbeiten. Angedacht hat man schon früher, weil man hatte ja schon die Prospekte.

Ich habe angefangen mich Mitte der Sechziger Jahre mit dem Begriff expanded cinema zu beschäftigen, also mit dem erweiterten Kino. Ich bin vom normalen Kino ausgegangen, in das wir gehen oder da wird uns eine Geschichte erzählt und wir folgen der Geschichte oder auch abstrakte Filme und diese Sachen dann zu erweitern, in eine räumliche Installation in einen Ablauf der nicht nur auf einem Film drauf ist, nur auf einem Zelluloid. Ich hab dann auch in dieser Zeit, die Filme von Hans Richter kennengelernt, die sehr sehr abstrakte und sehr tolle Filme für mich waren. Ich habe Duchamp Filme kennengelernt und diese ganze Avantgarde und habe mich dann dem Expanded Cinema zugewendet, Filminstallationen im Raum. Meine erste Expanded Cinema Aktion oder Installation, das ist immer auch ein bisschen mit einer Aktion verbunden und zwar über einen Spiegel drinnen verschiedene Flüssigkeiten und auch in verschiedenen Farben wie Wasser oder in anderen Farben, dann auch in einer verschiedenen Konsistenz dickflüssiger schnell wie Wasser und anders und die werden über einen Spiegel drüber von oben nach unten runter, dazu kommt ein Projektorlicht, der bestrahlt quasi diese bewegte Leinwand, das war eben für mich der Leinwandbegriff und reflektiert das dann auf eine Kinoleinwand und das Ganze hat im Kino stattgefunden.

 

Sie sehen dann einen abstrakten Film, mit bewegten Mustern aber ohne Zelluloid und was die Apparatur mit der Apparatur des Kinos verbindet, war eben der Kinosaal, die Kinostühle wo das Publikum drinnen sitzt und die Kinoleinwand und das Projektorlicht, der Projektor war eben ohne Zelluloid, also ohne Projektionsablauf durch Zellouloid.








Das war der Abstraktfilm Nr. 1. Den hätte man auch überall zeigen können. Es war auch geplant als Filmprojektion im öffentlichem Freien zum Beispiel, da hätte dann, es gibt auch so Zeichnungen, das hätte auch auf Felsen projziert werden können und auf Wälder und auf Hügel oder irgendwohin ja also nicht nur jetzt im Kinosaal, sondern auch aus dem Kinosaal raus. Mit diesen Sachen habe ich mich beschäftigt. Wie kann man den Apparat Film durch Wirklichkeit ersetzen? Ja, wie kann man Wirklichkeit in diesen ganzen Apparatus Cinema einbeziehen? Da gibt es dann vielleicht noch ein anderes Beispiel, das ist 1968 entstanden: PingPong. Da sieht man auf der Leinwand Punkte, einen Punkt der immer hin und her springt auf der Leinwand auf einer Kinoleinwand und Zuschauer oder die Zuschauerin hat einen PingPongschläger und eine PingPongbälle und muß jetzt mit der Kinoleinwand oder mit dieser Leinwand mit den Punkten Ping Pong spielen und der Film ist eigentlich erst dann Film wenn irgendwer spielt damit und sonst natürlich ja herumspringende Punkte und ist aber erst dann Film, wenn wer mitspielt, das heisst, das ist so wie, es ist so wie, es ist aber eh fast so wie im Kino, wenn ich eine Geschichte betrachte, die Narration, hat der Regisseur, der Drehbuchautor oder wie auch immer der Regisseur der bestimmt und der bestimmt an bestimmten Stellen wird gelacht, an bestimmten Stellen wird geweint, das ist so eine Reaktion immer mit der Leinwand, aber man bemerkt das gar nicht so stark oder was, sondern das zählt halt auch zu diesen filmischen Theorien, und hier war es halt bei mir in einem abstrakten Bereich äh mit Punkten und PingPong zu spielen, mit der Leinwand selbst zu spielen, man könnte sagen, das war sicherlich so ein so ein interagieren, weil es ja wie eine Performance war, also Filmaktion habe ich das dazumal genannt, also weil es wie eine Performance war, interagierend wirklich mit der Leinwand, sonst wäre der Film gar nicht fertig gewesen. Dann, wenn ich jetzt noch mal ein anderes Beispiel erzählen soll? Ich bin runterherum um eine Statue gegangen. Das war eine normale Statue, die als Denkmal in einem Park steht und die habe ich gefilmt, mit einer 8 Millimeter Kamera, ich glaube, das kennt fast niemand mehr und diese acht Milimeter Kader hab ich dann Kader für Kader mit quasi geometrischen Mustern gezeichnet mit einem Dreieck und mit einem Viereck und mit einem Kreis, also mit einem Punkt, übermalt, also ausgefüllt, das Dreieck, ausgefüllt das Quadrat oder Rechteck oder so mit Tusche übermalt und dann wurde dieser übermalte oder dieser teilweise partiell übermalte Film auf die Kinoleinwand projiziert und der Zuschauer und die Zuschauerin und das sind in dem Fall natürlich auch wieder Akteure, haben Stifte bekommen, also einen schwarzen Stift und einen bunten Stift, das können sie sich ja aussuchen wie sie wollen und mussten die übermalten Stellen wieder ergänzen. Also man sieht einen Arm der reicht dorthin und plötzlich ist ein Bruch drinnen und wenn er darüber malt, dann geht er weiter, der kann nur so ausschauen dann. Diese übermalten Stellen mussten ergänzt werden, d.h. also der Film ist eigentlich erst fertig geworden, nachdem dann alles ergänzt wurde. Das heisst, dass das vorher, darauf nur ein Teil war des Filmes und das Publikum musste dann den Film eigentlich selbst machen, indem sie die einzelnen Sachen ergänzt haben und dann wurde der weiß bestrahlt, vom Projektorlicht, weil dann der Film ja durchgelaufen ist und das war eine quasi Zeichnung auf der Leinwand. Das ganze wurde dann immer auf Papierleinwände projiziert und die Leute konnten sich dann natürlich auch diese Papierleinwände mit nach Hause nehmen. Die Basis war dann der Film und die Zeichnungen, die sie selbst kreiert haben, also eine doppelte Sachen. Also das heißt also eine starke Beschäftigung mit den Medien und irgendwann ja, wird man dann Medienkünstlerin.

 

 

Ich habe dann auch Fotografie, konzeptuelle Fotografie gemacht, d.h. ich habe ein eigenes Konzept entwickelt. Ich sehe etwas, der Fotoapparat sieht das, der Gegenstand ist vor der Kamera und ich teile mir jetzt die Blicke ein, wie ich sie einteilen möchte und stelle das ganze dann zu einem Bild zusammen. Also zum Beispiel, ich stehe bei einem Haus, im vierten Stock und schaue runter und da kann ich ganz gerade runterschauen, aber ich kann auch von Stockwerk zu Stockwerk runtergehen. Ich habe zum Beispiel eine Arbeit gemacht, die hieß Traumsprung, die war im vierten Stock. Ich habe ein Foto nach unten gemacht und dann bin ich in den dritten Stock gegangen, hab ein Foto nach unten gemacht und dann in den zweiten, ersten und diese vier oder fünf Fotos, je nachdem also vier Fotos, in diesem Fall, hab ich dann zusammen montiert und das ergibt die Hausfassade mit dem Boden. Ist aber natürlich total anders aufgenommen und das ist quasi unter dem Begriff und einem Konzept wie man die Sachen aufnehmen möchte und das habe ich dann auch jede Stunde gemacht, aus meiner Wohnung heraus in die Stadt. Das hieß Zeitgedichte. Zuerst habe ich mich stark mit konzeptueller Fotographie beschäftigt, eben zum Beispiel auch mit dem Begriff der Linie. Ich habe auf ein Auto auf die Seitenscheibe wo der Beifahrersitz ist, auf diese Seitenscheibe habe ich eine Linie montiert, also eine Linie. Sie war nicht gezeichnet, sie war aufgeklebt, das war so quasi eine Leinwand konnte man sagen, dann fuhr das Auto, ich bin natürlich nicht mit dem Auto gefahren, sondern habe daneben gesessen und durch diese Scheibe fotografiert, immer in schneller Abfolge, d.h. die Kamera war eigentlich das Auto, die Linie ist immer mit mir gefahren und hat dann auf alle Einzelfotos eine durchgehende Linie gemacht und draußen waren dann ja immer natürlich andere Fotos, weil sich das Auge ja bewegt hat, das heißt es war eine Bewegung drinnen, aber mit dem Fotoapparat. Film ist eigentlich Einzelkader. Beim Zellouloidfilm, aber auch beim Videofilm, sind es ja auch noch Frames, ja einzelne Frames und wie kann man diese einzelnen Frames, die eine Bewegung ausdrücken, wie kann man mit der Fotographie auch eine Art von Bewegung erreichen, durch die Aufnahmetechnik, durch das Konzept der Aufnahme?

 

 








Felicia Herrschaft: Wie verstehen Sie Umgang mit Film und damit den eigenen Namen zu verändern, im Verhältnis zu dem Medienkünstlerin zu werden?

 

Valie Export: Na ja es steht nicht in direkten Verhältnis zur Medienkünstlerin, sondern zur Identität. Ich hatte den Namen meines Vaters und den Namen meines geschiedenen Mannes und irgendwo sind dann doch immer Identifikatoren drinnen, ja, die mich mit wem zusammenbringen, die wohl mit mir was zu tun haben, das ist klar, aber nicht mein eigener Name, also ich bin nicht in der Lage gewesen, mir einen eigenen Namen zu kreieren und das wollte ich aber. Ich wollte eigentlich meinen eigenen Namen kreieren, weil ich meine eigene Kunst mache, mit dem wie ich dann Künstlerin also meine künstlerischen Arbeiten angefangen habe zu machen. Habe ich mich entschlossen einen eigenen Namen zu finden, um halt jetzt wie schon gesagt diesen Namen zu verwenden. Das war keine Ablehnung , sondern ich wollte meinen eigenen Namen haben und da haben wir dann halt überlegt und dann ist mir Export eigentlich am sinnvollsten erschienen, weil ich exportiere meine Ideen, ich exportiere meine Gedanken, ich gehe Ex-Port, ich gehe aus diesem Hafen aus diesem umschlossenen Bereich und begebe mich auf die Weltenmeere der Zivilisation oder der Kultur. Ich gehe aus mir heraus, dann also ich exportiere meine Ideen, ich exportiere mich und dann habe ich mir auch gedacht, das ist dann natürlich auch ein Export, der richtige Name dazu. Man merkt sich das leicht.

 

Felicia Herrschaft: Und Valie?

 

Valie Export: Valie das war ein Nickname, der kommt von Waltraud und so haben mich meine Freunde genannt, das war ein Nickname, den ich schon lange vorher hatte und so sind die beiden Namen zusammengekommen und wenn sie mich noch fragen, wegen der Zigarettenpackung, das hab ich mir überlegt, wie kann ich das irgendwie manifestieren oder was kann man da machen, also irgendwie aus Spaß eigentlich auch dazu und ich hab in der Zeit die Zigarette Smartexport geraucht und dann haben wir gesagt, ja dann nehmen wir die Packung von der Smartexport, das war mein erstes Objekt und machen ein Objekt drauf und statt der Weltkugel geb ich mich rein und statt Smart Export nenn ich’s Valie Export. Aber auf der Rückseite ist die Weltkugel und Smartexport drauf und vorne ist Valie Export und mein Porträt und immer und überall steht die Weltkugel, was auch stimmt, aber in dem Fall ist es jetzt mein Porträt. Das war ein, wie soll man sagen, eine Umsetzung der Idee, einen eigenen Namen zu nehmen und das war dann auch ein Selbstporträt und hat sich umgesetzt in ein Objekt und das erste Selbstporträt.

 

Felicia Herrschaft: Verstehen Sie das wie eine Selbstkonstitution als Künstlerin und auch als tätige Frau in den Medien, in so etwas wie einer Welt aus Medien? Ich glaube diese Welt der Medien ist relativ gross, sind ihre Hände auch wichtig in ihren Arbeiten?

 

 

Valie Export: Sicherlich es ist eine Manifestierung einerseits, jetzt, ja einer Identität, die meine Identität ist und meine Identität bis zu einem gewissen Grad erweitert und expandiert, weil ja eben künstlerische Produkte entstehen oder künstlerische Arbeiten, die dann auch rausgehen und einerseits mit den Medien, jedes Ding ist auch eine mediale Sache, es gibt dann nicht nur die Medien, wie wir sie als Medien kennen.




Tapp und Tastkino





 

Felicia Herrschaft: Jetzt haben sie ja viele Arbeiten noch nicht genannt, die sie in der Zeit von den Sechzigern bis heute entwickelt haben.

Nachdem Sie angefangen haben sich Export zu nennen, das Exportieren, das ist dann auch etwas, das mit dem eigenen Körper, den Selbstthematisierungen des eigenen Körpers zu tun hat?

 

Valie Export: Jetzt mache ich Videoinstallationen, das heißt ich beschäftige mich genauso wiederum weiter mit den Medien, aber mache auch Installationen und ich zeichne und ich habe auch schon früher gezeichnet und ich zeichne auch jetzt, um auf so einen Zyklus von Wellen, Wasserwellen zeichne ich jetzt. Da mache ich einen kleinen Zyklus von Wasserwellen, weil es mir auch so vorkommt, das sind so ephemere Bilder und das interessiert mich auch an der Kunst. Aus diesem Grund habe ich mit Laser gearbeitet. Das ist so ein ephemeres Material, das eigentlich nicht da ist. Während Laserstrahl, der Laserstrahl ist zwar da, er braucht ein Computerprogramm, er braucht die Optik, dann braucht er die Reflexion, dann ist er wo, dann verschwindet er aber sofort wieder, also, ich hab kein Foto, ich muß ein Foto machen, aber es ist nicht so wie beim Foto, wenn ich dann wenigstens nur eine Leinwand habe, eine Chemieleinwand oder eine andere Leinwand, ob das jetzt eine digitale Leinwand ist oder ob das eine elektronische Leinwand ist, aber ich hab immer noch so eine Leinwand und beim Laser da ist nichts, das ist ephemer, das Bild und Wellen, jetzt Wellen, Wasserwellen in Flüssen. Oder ich hab sehr viel gezeichnet jetzt hier in Köln, dann den Rhein, weil das sind so bewegte Wellen, die an einem ewigen Fluss immer weitergehen, das ist so etwas wahnsinnig ephemeres, das ist da, das kennt jeder, aber sie, die Welle ist vorhanden, man kann eine Welle erkennen, aber sie ist absolut nur in Bruchteilen von Augenblicken, ist die Welle da, dann wird es eine andere Welle und dann ist sie wieder weiter, aber sie ist präsent und die ganze Fläche oben, sind eben Wellen, je nachdem wie die Witterung ist, es gibt natürlich Tage ohne Wind, aber im Prinzip jetzt, es ist ganz was ephemeres und dieses ephemere, dieses Objekt, das interessiert mich und ich zeichne es jetzt. Ja also im Zeichnen bleibt sie. Dann ist wieder aufgezeichnet, dann ist sie in einem Bild und natürlich kann ich auch ein Foto machen, aber ich wollte das jetzt mit der Hand umsetzen, mit der Hand meine Bewegung oder meine Wahrnehmung, die ich durch den Blick auf die Welle habe in meine Hand übertragen und dann diese Wellen zeichnen. Das ist wieder ein Verbindungspunkt, wie ich vorher schon gesagt habe, ich habe ein paar Laserinstallationen gemacht mit Texten wo die Schrift da ist und dann ist sie eben wieder sofort weg, das sie nur schreibt in dem Moment und dann ist sie wieder weg und dieses ephemere interessiert mich einfach, also dieses nicht festhalten wollen, so wie dieser ganze Bildbegriff, interessiert mich, also wie gesagt, man hat zuerst Fotos gemacht - da ist das auf der chemischen Leinwand drauf, Malerei ist auf einer anderen Leinwand drauf, dann kommt das chemische Bild, dann kommt der Körper selbst, das man auch den Körper bemerkt und sieht ja, das waren dann meine ersten Körperarbeiten, wo ich mit dem Körper selbst gearbeitet habe, das ist ja genauso eine Projektionsfläche ist, das ja genauso drauf projiziert wird, beziehungsweise genauso eine Fläche, genauso einen Gegenstand oder ein Objekt das könnte man sagen, das noch nach Außen eine Information weitergibt, aber auch Informationen empfängt. Ich sage halt, das ist so meine Idee oder so mein Gedanke, was der Mensch hat, ist nur sich selbst, das ist der Körper und das ist der Geist, aber es sind die realen Dinge und aus denen werden die Konstruktionen gemacht. Natürlich haben wir noch andere Materialien wie die Erde oder wie den Planeten, aber daraus werden Konstruktionen gemacht. Wir konstruieren uns Städte, wir konstruieren uns einzelne Zentren, wir konstruieren uns Schiffe und Flugzeuge, um mit dem Planeten dann noch was anfangen zu können und um immer mehr zu erweitern und expandieren und immer weiter rauszugehen. Wir konstruieren uns eine Moral, wir konstruieren Religionen um soziales Leben und Sozietät zu erreichen, des Miteinanderlebens, wir konstruieren uns dann die ganzen Abläufe die soziokulturellen sind im sozio-politischen notwendig um eine Organisation zu haben, damit wir miteinander existieren können. Diese Konstruktionen sind ja nicht nur unsere Punkte, sondern die sind ja eben in der ganzen Evolution drinnen, so wie natürlich die Tiere ihre Sachen, aber diese Konstruktionen sind nicht, sind zum Teil auch bewusst, natürlich, aber es ist nicht mit dem Intellekt den wir Menschen zusätzlich dazu haben. Zu vergleichen. Und dieser Intellekt ist natürlich gefährlich, weil er auch vieles wieder zerstören kann in der Überlegung und so. Da kommen dann schon viele Sachen dazu, die diese Konstruktionen zerstören oder aber auch erweitern können. Mit diesen Sachen kommen auch die moralischen Überlegungen, die Überlegungen des Machtbewusstseins, wo ist das angesiedelt, wo kann ich das ansiedeln? Aber wir wissen es ja eigentlich hauptsächlich wo es sich ansiedelt in den Kämpfen gegeneinander und nicht miteinander. Also im Großen und Ganzen, das wir sagen der Planet sollte so sein, dass wir alle da leben können und mit einer ausgeglichenen Art und Weise, aber das ist ja überhaupt nicht der Fall, sondern dort leben wir besser und dort leben wir gut und wir wissen ja alle, dass es noch große Veränderungen geben wird, das wir in Europa in 200-300 Jahren anders leben müssen - wir ist gut gesagt, weil ich bin dann ja nicht mehr, aber die Menschen hier. Wir wissen genauso gut, das Afrika ein sterbender Kontinent ist. Das ist wirklich so wie wir uns zu dem Kontinent verhalten, der eine unheimliche Ressourcen hätte und natürlich auch eine Machtposition aufbauen könnte, aber das ist eben alles Ausbeutung. Das funktioniert nicht, also das heißt, dass der Mensch eigentlich das Zentrum ist der ganzen Dinge und dieses Zentrum, das der Mensch das Zentrum ist, habe ich dann auch in meine Arbeit integriert, zum Teil, der Mensch und in dem Fall, weil es mich mehr interessiert hat, die Frauen und der weibliche Körper.

 

Welche Ausdrucksmöglichkeiten sind vorhanden und der Mensch und der Körper selbst ist ja in der Malerei über Jahrhunderte, wenn man von der Höhlenmalerei ausgeht absolut eben immer im Zentrum gewesen und das war für mich das Zentrum und ist für mich das Zentrum: der menschliche Körper, als Code und als Zeichen für Kommunikation, für unser soziales Leben, aber was war das für ein kultureller Ausdruck? Das Bild des Menschen im kulturellen hat sich auch immer wieder verändert oder einer Wandlung oder einer Anpassung unterworfen. Das führt ja eigentlich schon zum Körper oder zum Menschen, wann ich mit den expanded cinema Sachen gearbeitet habe, da ist ja auch schon der Mensch im Mittelpunkt mit den technischen Medien und hat dazu geführt, das ich dann eigene Performances und Aktionen gemacht habe, also beginnend oder beginnend mit den späten sechziger Jahren und dann übergangsmäßig in die Siebziger Jahre. Für mich ist der Feminismus ein sehr wichtiges Thema gewesen, das heisst, damit die Stellung der Frau in unserer Gesellschaft zu untersuchen: Wo ist das Bild der Frau angesiedelt, wodurch wird es eben konstruiert zusammengestellt und wodurch drückt es sich aus?

 

Das war so im Zentrum meiner Arbeiten, aber natürlich habe ich in der selben Zeit auch konzeptuelle Fotographie gemacht und andere Installationen und bin dann doch weiter zum Film gegangen. Ich habe dann kürzere Filme gemacht also Avantgarde-Filme bis zu Spielfilmen und drei, vier Spielfilme und auch Dokumentationen und in diese Spielfilme habe ich dann wiederum meine Ideen und meine Überlegungen zum Performativen eingebracht, aber die waren dann natürlich schon in einer Narration eingepasst oder mit einer Narration im Zusammenhang und auch mit einer Dramaturgie im Zusammenhang. Wenn ich eine Sache erwähnen kann, Syntagma, das ist ein Avantgardefilm, ein Kurzfilm von c.a 20 Minuten, da sieht man nur zwei Perforationsstreifen, also die Streifen die den Zelluloidfilm umspannen, für diese Perforation für die Perforierung des Zelluloids, da kommen dann so Finger rein und die drücken das immer weiter auseinander bis ein Raum entsteht. Die Finger drücken immer die Perforation an den Rand links und rechts, also beide Hände, bis ein Raum entsteht und in diesem Raum kommt dann der Film. Also da fangt dann die Geschichte an und das war halt eben meine Idee, einen Film, einen Spielfilm, einen Kinofilm so beginnen zu lassen, das jeder der im Kino sitzt genau weiss, das ist ein Film und nicht die Wahrheit, eine mediale Wahrheit und nicht eine reale Wahrheit.

 

Felicia Herrschaft: Um dafür den Raum zu schaffen?

 

Valie Export: Um den medialen Raum zu schaffen.




Export




Felicia Herrschaft: Und das Manifest für die Frauen?

 

Valie Export: Das war so 1971, Anfang der Siebziger Jahre. Das wurde geschrieben, weil ich eine Ausstellung begonnen hatte, an der nur Künstlerinnen teilnehmen sollten, eine internationale Ausstellung.

 

Felicia Herrschaft: Sie waren gar nicht beteiligt?

 

Valie Export: Ich wollte diese Ausstellung organisieren und hatte schon damit begonnen. Anfang der Siebziger Jahre und da habe ich das Manifest dazu geschrieben. Also die Stellung der Frau ist auch die Stellung der Frau in der Kunstgeschichte, weil natürlich von der Kunstgeschichte, wir kennen ja die ganze frühere Kunstgeschichte, die ganzen Bilder, ob Tizian oder andere, wie Frau da geschildert wird, das waren so quasi Zeitfotografien, zeitgenössische Fotografien, Abbildungen oder Erzählungen. Aus diesen Erzählungen, weiss man auch wie die Stellung der Frau dann war in diesen Zeiten. Da hab ich gedacht, ich mache jetzt eine Ausstellung dazu mit internationalen Künstlerinnen. Dazu habe ich auch die Texte gehabt, das Konzept der Ausstellung und bin herum gefahren. Deutschland und England, zu Kunstvereinen, Kunstmuseen und die übliche Antwort war eigentlich „sehr interessant und wen interessiert das?“ Also ich konnte die Ausstellung nicht machen bis 1976 - das war dann das Jahr der Frau und da konnte ich die Ausstellung dann machen, bis dorthin bin ich quasi schwanger gegangen mit dieser Ausstellung. Und ich habe sie oft angeboten und es war einfach ein Thema, das hat niemand zeigen wollen. Niemand wollte sich auf dieses Terrain begeben und das Jahr der Frau, da konnte ich die Ausstellung in Wien machen in der Galerie St. Stephan aber nur mit nationalen Künstlerinnen, also von Österreich. Das Rahmenprogramm war dann international und da hab ich dann eingeladen wie Alice Schwarzer oder andere Vortragende, auch Männer waren im Vortrag dabei, wie der Festus. Die Ausstellung waren nur Künstlerinnen, aber das war ein Rahmenprogramm und da waren auch Autoren dabei, es waren Lesungen wie mit der Frischmuth und Jelinek, Gerstl, Elfriede Gerstl und so weiter.

 

Felicia Herrschaft: Ich würde trotzdem noch gerne auf die Arbeiten die den eigenen Körper betreffen, eingehen, weil das Tapp und Tastkino finde ich immer noch sehr beeindruckend, wenn man es sieht. Was passierte da, wenn sie mit dem Karton vor dem Busen herumgelaufen sind?

 

Valie Export: Das war das erste mal ein Styroporkasten und das zweite Mal ein Metallkasten, der war vor die Brust geschnallt, könnte man sagen, also angebracht, am Oberkörper angebracht und man konnte in dem Fall die Kinoleinwand berühren. Busen ist ja ein Thema, das man auf der Leinwand sieht, man sieht es im Kinosaal, man sieht einen Voyeur, der betrachtet jetzt das quasi in einer objekthaften Weise. Hier wollte ich sagen, es ist hier anders, der Busen ist real da, sie können ihn Begreifen im Sinne, das man auch etwas geistig aufnimmt, ja und jeder sieht sich, aber bei diesem Besuch des Kinos, die Hände sieht man nicht, die sind in diesem Kinosaal verborgen, aber jeder beobachtet sie dann auch wie sie dieses Kino besuchen und wie sie reagieren auf den Besuch des Kinos, das war der Sinn der Sache.

 

Felicia Herrschaft: Und man konnte dann eine Leinwand berühren?

 

Valie Export: Man konnte den Busen berühren. Ja, man konnte den realen Busen berühren. Der Film selbst hat aber nur 33 Sekunden gedauert, dann war er wieder aus, war auch gratis zu besuchen, war für Kinder und Frauen und Erwachsene, Männer. Kinder haben sich auch beteiligt und auch Frauen haben diesen Film besucht oder sind in dieses Kino gegangen.

 

Felicia Herrschaft: Das heißt für sie war das auch immer schon eine Art vermittelte Form, das hört sich wieder an wie eine Art Export, als wäre das gar nicht mit ihrem eigenen Körperempfinden verbunden?

 

 

Valie Export: Na ja, es war schon mit meinem Körperempfinden verbunden und so, aber ich exportiere jetzt eigentlich eine filmische Idee.

 

Felicia Herrschaft: Da spielt ja jetzt das Begreifen und die Hand wieder eine Rolle, weil die Hand ist ja tatsächlich das Medium mit dem man etwas begreifen lernt, wie Kinder auch etwas ergreifen und begreifen lernen.

In Bezug auf das Manifest, das die Zukunft der Frau, dann auch die Geschichte auch der Frau sein soll, jetzt innerhalb dieser dreißig, vierzig Jahre jetzt eigentlich einer feministisch orientierten Kunst, die die Frau auch in das Zentrum stellt, wie können Medien gleichberechtigt sein oder auch diese Kämpfe darstellen, die zwischen den Geschlechtern herrschen, in Bezug auf die Repräsentation der Geschlechter und was in den Medien sichtbar wird. Wie haben sich diese Prozesse, die die Geschichte der Frau erzählen, verändert?

 

Valie Export: Geschichte wird nicht erzählt, sondern Geschichte wird verändert. Die Geschichte der Frau ist natürlich im Laufe der Jahrzehnte jetzt eine andere Geschichte geworden und ich möchte gar nicht vom Kampf der Geschlechter sprechen, sondern eher vom Kampf der Frau entsprechend, weil es musste erkämpft werden, es musste absolut erkämpft werden, das gewisse Sachen passieren und das gewisse Sachen auch in der Vernunft existieren können, die rein menschlich waren, die menschliche Sachen waren oder das so was natürlich immer noch nicht erreicht ist und ich spreche jetzt aber nur von unserem Kulturkreis, was noch immer nicht erreicht ist, ist zum Beispiel die Gleichstellung der Frau im Arbeitswesen im Lohn, den Gehältern in unserm Kulturkreis und wenn man jetzt natürlich in andere Kulturkreise geht, das wissen wir ganz genau, was da noch nicht erreicht wurde und was das noch für lange Zeit dauern wird, das zu bewältigen und da muss man sich mit auseinandersetzen und ich habe mich 1995 mit dem Thema der weiblichen Beschneidung zu beschäftigen. Das Thema ist so eine Art work in progress, weil es kommen immer wieder Arbeiten dazu, es sind Fotos dabei, Interviews. Es geht darum wie sich eine Gewalt oder wie sich eine gesellschaftliche Gewalt und eine ideologische Gewalt über den weiblichen Körper ausdrückt und ausdrücken kann. Das Thema der Beschneidung habe ich jetzt in einen künstlerischen Bereich übergeleitet, aber es ist hauptsächlich nur dokumentativ dargestellt, weil man daraus gar kein Kunstobjekt machen kann, etwas das inhaltlich in einem anderen Kulturkreis stattfindet, kann man jetzt nicht in unserem Kulturkreis darstellen, das wäre ja absurd, sondern man kann es aufzeigen und meine Möglichkeiten jetzt auch das Herzuzeigen sind eben dann Galerien und Museum und darum bleibt es in dem Bereich drin.Wenn da ein Publikum hinkommt um sich mit diesen Sachen zu beschäftigen und sich vielleicht mehr damit zu beschäftigen, als die die es sowieso wissen und wenn man in eine Galerie oder Museum geht um eine Ausstellung zu sehen, viele Leute wissen gar nicht, das es absolut noch ein Thema ist, die weibliche Beschneidung, und das es absolut ein Machtverhältnis über den weiblichen Körper ausdrückt, das wir uns gar nicht mehr vorstellen können.

 

Felicia Herrschaft: Darauf beziehen sich auch frühe Arbeiten von ihnen, diese Hose mit dem geöffneten Schritt wo man dann das Geschlecht sehen kann?

 

Valie Export: Ja das war die Aktion, Genitalpanik so wie der Titel sagt Panik, eine Aktion einfach um dieses Geschlechtsmerkmal darzustellen oder zu zeigen, aber nicht in dem Kontext den die Gesellschaft kennt, sondern in einem ganz anderen Kontext, das war der Sinn dieser Darstellung.

Bei Remote, Remote, da wird die Haut bei den Fingernägeln weggeschnitten einen Schnitt in die Haut bei den Fingernägeln und die Hand wird dann immer wieder in Milch getaucht und dann entstehen weiter Schnitte und das sind Schnitte auf der Haut oder in die Haut zur Intima zu dem Inneren des eigenen Körpers, des eigenen Ichs und wir wissen oder wir erkennen doch oft wie sehr wir deformiert sind, auch von früheren Abläufen, die in der Kindheit abgelaufen sind. Das war so ein Hinweis darauf, dass wir unsere Deformationen mit uns herumtragen und dann da zum Teil bewältigen. Die Finger wurden immer in Milch getaucht, aus dem Grund, weil der Säugling hat die Mutterbrust und hat Nahrung und die Muttermilch und andererseits, gibt es Geborgenheit und Zuführung und das sind so die ersten wie ich sagen würde Erlebnisse, ja der Zufriedenheit und des Geborgenen und des Umhüllten, das der Säugling erlebt, durch diese Nahrungsaufnahme, durch die mütterliche Brust, durch die Nähe und die Wärme, die das hat. Dann wird plötzlich dem Säugling entzogen, weil es dann zu Ende ist oder was und so sucht der Mensch dann sein ganzes Leben lang diese Geborgenheit und diese Nahrung, aber um sie zu bekommen, wird es dann eben in eine quasi teilweise in eine Sexualität und Erotik umgemünzt, wo wir wiederum in der Sexualität jedenfalls wenn wir sie jetzt betrachten wie sie wie sie uns nahe kommt auch Nähe, Wärme, Zufriedenheit präsentieren soll.

 

Felicia Herrschaft: Wie steht das dann im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung mit den Medien, mit den medialen Anagrammen, die jetzt sozusagen als CD-Rom die gesamten Arbeiten abdeckt?

 

Valie Export: Ich nenne meine gesamten Arbeiten mediale Anagramme, weil sie anagrammatisch arbeiten, weil man sie zusammenfügen und wieder trennen kann.Die Arbeiten zusammen sind einfach Medien, wie eine künstlerische Arbeit einfach auch ein Medium ist im Ausdruck. Dadurch nenne ich meine ganzen künstlerischen Arbeiten, mediale Anagramme, die uns die Wahrnehmung dann schärfen: wo liegt der künstlerische Ausdruck und wo liegt die künstlerische Wahrnehmung und das setzt sich dann zusammen wie man etwas anagrammatisch ordnet und wieder was ordnet, aber das Thema bleiben die Medien selbst, ob das jetzt Film ist oder Video oder der Computer oder diese mediale Darstellung. Das kann natürlich auch die mediale Darstellung sein, da gibt es natürlich auch die Unterschiede, das es jetzt nicht nur Medien sind, wie wir sie zwangsläufig verstehen, sondern auch Medien, die eine ganz andere Struktur aufweisen, die wir kennen, wie wir annehmen das sie nur Medien sind.

 

Felicia Herrschaft: In Bezug auf die eigene Medienarbeit, da begleitet sie seit langem schon Peter Weibel. Wie ist ihre Zusammenarbeit heute?

 

 

Valie Export: Mt gemeinsamen Arbeiten ja wie zum Beispiel die Aktion aus der Mappe der Hundigkeit wo ich ihn so als Hund wenn man so sagen kann scheinbar, jetzt durch die Straßen von Wien führe und wir haben auch noch andere gemeinsame Arbeiten gehabt und die Zusammenarbeit glaube ich jetzt im Rückblick zu sehen, ja das ist ja alles schon wahnsinnig lange her und das hat auch nicht ewig gedauert und wenn ich das im Rückblick sehe, eine sehr fruchtbare Zeit. Wir haben beide sehr voneinander gelernt. Und wir haben jetzt keine gemeinsamen Arbeiten mehr, ja, aber das hat keine Ursache, weil jeder seinen eigenen Weg gegangen ist und wir haben auch do zum Beispiel – wie wir gemeinsame Arbeiten gemacht haben, hat auch jeder seine eigene Arbeiten gehabt, das war nur ein Teil davon und das war sicher sehr fruchtbar.




Genitalpanik







 

Felicia Herrschaft: Wir haben jetzt im Rahmen der Exit und Voice Gespräche auch mit verschiedenen Kuratoren gesprochen, die sie wahrscheinlich alle persönlich kennen wie Harald Szeemann, Kasper König, Kuratorinnen, Ute Meta Bauer, Louise Neri und da ist tatsächlich die Frage, wenn sie zeitgleich wie Harald Szeemann auch Ausstellungen machen wollten, wie haben sie das wahrgenommen, wie Harald Szeemann dann zum Beispiel die Documenta 5 mit individuellen Mythologien bestückt hat, gab es da irgendwelche…

 

Valie Export: Ja natürlich habe ich diese Ausstellungen wahrgenommen und so das ist ganz klar, aber in dieser Zeit, muss man sagen, ich habe in Österreich in dieser Zeit gelebt, was aber ganz schwierig war bei so großen Ausstellungen von Österreich aus mit zu machen, weil sich doch die Konzentration dieser Kuratoren dazumal mehr auf das internationale deutsche, amerikanische konzentriert hat und die österreichische Kunst kaum Beachtung gefunden hat. Das ist bitter und das ist schwer, aber die Ausstellungen nimmt man natürlich wahr und schaut sie sich an. Man muss schon sagen von Österreich weg aus dem österreichischen Kunstkontext heraus, international zu agieren, das braucht eine wahnsinnig große Anstrengungen, weil einerseits in der damaligen Zeit die österreichische Kultur sich ja sowieso nicht um diese Arbeiten gekümmert hat, wenn man nur an die Siebziger Jahre denkt, wenn man das gesagt hat, ich bin Medienkünstlerin, dann hat jeder durchschnittliche Kulturmensch nur gelacht, weil er gar nicht wusste, was das überhaupt sein kann oder ist, weil man nur die traditionellen Kunstformen beachtet hat. Das war schon in Österreich bitter, weil die Arbeiten halt einfach negiert wurden. Die beste Art ist ja jemanden zu strafen das nicht zu beachten, einfach nicht – zu beachten zu keiner Diskussion zu stellen. Also man konnte sich ja kaum Diskussionen stellen, weil die Arbeiten einfach negiert wurden. Ich bin dann aber schon sehr früh ins Ausland gegangen und hab dann natürlich meine Kontakte gehabt und meine Auseinandersetzungen, meine Filmvorführungen, meine Auftritte in den Siebziger Jahren. Ich war in London, in Amsterdam und in Brüssel, aber in Österreich war das eben ganz schwierig. Also es war schon in Österreich sehr schwer in dieser Zeit und dann noch von anderen Kuratoren außerhalb Österreichs, da wurde sich ja nicht viel damit beschäftigt. Man hätte eine unheimliche Aufbauarbeit leisten müssen und es hat ja viel weniger Galerien gegeben und die Museen haben trotzdem auch nur ihre traditionellen Ausstellungen gemacht, also es war ein schweres Brot.



 

 

Felicia Herrschaft: Es ist sowieso schwierig wann man sagen kann, das etwas Beachtung findet. Da wäre dann auch die Frage dieser Situation: Sind Medien in einer prekären Situation, weil sie Dinge repräsentieren oder indem wie sie verfügbar sind?

 

Valie Export: Beides ist natürlich der Fall, wieso sollen sie sich in einer prekären Situation befinden?

 

Felicia Herrschaft: Wenn man sich jetzt in Deutschland die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anschaut und welche Einschränkungen es in der Zwischenzeit gibt, durch die Formatvorgaben, die keine andere Zeitgestaltung zulassen - Ist das eigentlich eine prekäre Situation, weil dies nicht stattfindet. Beeinflusst dies nicht die Qualität der Medien?

 

Valie Export: Natürlich, ja in diesen Anstalten ist es eine prekäre Situation.

 

Felicia Herrschaft: Da wäre dann die Frage - wie arbeiten sie hier mit Studierenden also was entstehen hier für Projekte und wie werden die entwickelt?

 

 

Valie Export: Da es ja eine Medienkunsthochschule ist, entstehen hier natürlich hauptsächlich Arbeiten, die sich mit Medien beschäftigen, ob das jetzt Video ist, ob das Film ist oder Fotographie, aber auch interaktive Arbeiten, und Computerarbeiten, also es ist absolut frei und offen und weit. Die Studierenden arbeiten mit interaktiven Medien oder sie arbeiten in der Fotographie. Nicht jedes Jahr gibt es Themen, aber einerseits gibt es Themen wie hybride Installationen wo verschiedene Medien zusammenkommen ein anderes Thema war mal Labyrinth und ein Thema war Erinnerung. Im letzten Studienjahr habe ich freies Medienarbeiten gemacht, also da wollte ich nur sehen, was die frei arbeiten die Studenten und hab mit die freien Projekte besprochen. Das sind immer verschiedene und natürlich hilft man dann bei der Themenfindung oder die Themenfindung ist sowieso schon da und es entstehen dann immer sehr exakte und sehr gute Medienarbeiten. Manche zeichnen oder malen und das ist auch vollkommen richtig. Da hab ich kein Problem, weil das ist ja einmal so und man kann da überhaupt keine Richtlinie machen, im Gegenteil, ich finde das ganz gut, wenn sie sich auch einmal der Zeichnung zuwenden auf eine Zeit und dann wieder mit den Medien weiterarbeiten, weil sie einfach dann, so viele Erfahrungen noch dazu von der Malerei oder von der Zeichnung machen. Ich kriege oft Einladungen für Vorträge zum Beispiel nach London, nach Deutschland, Berlin oder in andere Städte an Hochschulen an Kunsthochschulen oder an Kunstakademien oder an Universitäten und da nehme ich dann meine Studierenden mit ihren Arbeiten mit. Ich mache meinen Vortrag und die stellen auch ihre Arbeiten vor und die Studierenden von dort, London etc. stellen dann auch vor, oder Düsseldorf, stellen dann auch ihre Arbeiten vor. Das ist ein unheimlich guter Austausch. Das ist wahnsinnig, weil da kommen Gespräche zustande und Bekanntschaften geknüpft, verschiedene Arbeiten gezeigt oder Ansatzpunkte. Wir haben zum Beispiel einen guten Kontakt mit Magdalena Jetelowa, Düsseldorf, da fahren unsere Studenten hin, ihre Studenten kommen zu uns und wir stellen die Arbeiten vor und besprechen das dann und das ist ein wahnsinnig guter Austausch, ja.

 

 

Felicia Herrschaft: Eine ihrer letzten Arbeiten bestand darin Köpfe als Hohlformen dazustellen. Wie kommt es zu dieser Arbeit?

 

Valie Export: Diese Arbeit hat mit Identität zu tun, da das Gesichtsfeld fehlt. Ja und es fehlt etwas ganz wichtiges. Das Gesichtsfeld ist ein Medium der Projektion, da projiziert er dann rein, man steht davor und projiziert sofort ein Gesicht hinein und kann aber jedes Gesicht hineinprojizieren. Es kommen dann so hybride Gesichter hinein, die nicht ganz klar erkennbar sind und das ist der Sinn dieser Arbeit, die Identität selbst hineinzuprojizieren, die Vorstellung und die Wahrnehmung selbst hinein zu projizieren und darum diese Köpfe ohne dem Gesichtsinneren.

 

Felicia Herrschaft: Das ist ja dann tatsächlich ein immer wiederkehrendes Thema?

 

Valie Export: Ja, für mich ist es das Thema mit dem ich mich, ich glaube, das hat jeder Künstler oder Künstlerin, ein Thema, was aber überhaupt nichts ausmacht, ein Thema, mit dem man sich dann beschäftigt, das ist bei mir genauso. Bei mir ist es der Körper, die Identität, die Medien, aber auch wiederum in Bezügen zum Körper, in Bezügen zur Identität und oder im sozialen Bereich, natürlich im politisch sozialen Bereich und im kulturellen sozialen Bereich.

 

Felicia Herrschaft: Vielen Dank für das Gespräch.