"SCHLITTSCHUHLAUFEN AUF DEM CANAL GRANDE"

 

Dauer: 1. Juni - 16. August 2008

 

Ort: Ausstellungsraum Burghof, Burgräfenröderstr. 2, 61184 Groß-Karben

 

Künstler und Künstlerinnen: Carolin Bühler, Murray Gaylard, Elisabeth Hatscher, Britta Kamptner, Xue Liu, Silja Nordhoff, Sarah Schoderer, Rene Schohe, Jessica Sehrt, Cristina Szilly und Prof’in Christa Näher (Staedelschule, Frankfurt am Main)

 

Öffnungszeiten der Ausstellung: Mittwoch, Samstag und Sonntag 14 - 18 Uhr und nach Vereinbarung, info(at)leonhardikulturprojekte.org

 

Klischees versperren den Blick auf Venedig. Etwas Wahres an Venedig zu entdecken ist kaum möglich. Auffällig bleibt die unendliche Pflege und Mühe der Venezianer ein Bild Venedigs aufrechtzuerhalten, das elegant und schön ist und sich nicht zu einem Touristenmoloch umrüsten lässt. Ein üblicher Zugang zu Venedig scheint versperrt.

 

Wir haben uns gefragt welche Beziehungen in einer Altstadt entstehen, zwischen jenen 60.000 Einwohnern, 10.000 Studenten, 15.000 Einwohnern mit Zweitwohnsitz in Venedig und denjenigen, die auf der Durchreise sind oder sich nur für kurze Zeit in Venedig aufhalten? Jährlich besuchen 14 Millionen Touristen Venedig. Wie wird Venedig trotzdem zu einem Erlebnis? Ist es nicht doch lebendig? Venedigs Bedeutung könnte vielleicht darin liegen, dass es erscheint wie eine eigene Idee, die es in sich trägt. Dass Venedig zudem eine Allegorie ist, erschwert die Annäherung, denn auf Venedig trifft Schlegels Aussage, „alle Schönheit ist Allegorie", noch zu. Durch die Schönheit bezog sich die Allegorie in der Romantik auf das Unaussprechliche, als sich die ästhetische Autonomie noch in der Einheit von Bild und Sinn rechtfertigte, die sie in der Allegorie zu deuten versuchte.

 

„Venedig, sagt man, habe die Form eines Fisches. Und wie ein Meerestier bewegt es sich auch in der Lagune, sinkt unter die Wasseroberfläche, aber taucht zum Luftholen wieder auf, neugierig und gespannt betrachtet es die Touristen, die, bewaffnet mit Masken und Fotokameras, durch die Stadt vorrücken, immer bereit, sich wie ein Einsiedlerkrebs in sein Haus zurückzuziehen.“ (Paola Cantu, 2008:1)

 

Mit der Ausstellung „Schlittschuhlaufen auf Canal Grande“ bearbeiten Kunststudent/innen aus der Klasse von Prof’in Christa Näher (Städelschule Frankfurt am Main), die zusammen im Dezember 2007 nach Venedig gereist sind, das Thema Venedig. Dies ist ein Wagnis: Die teilnehmenden Künstler/innen begeben sich buchstäblich aufs Glatteis. Der grosse Fisch „Venedig“, droht durch die Finger zu gleiten, wenn man ihn zu fassen versucht.

 

Wird die künstlerische Spurensuche in Venedig zu mehr als einer Spur? Zieht diese sich dann durch die Ausstellung wie Gefrorenes, das entweder schmilzt oder in unendlichen Fahrrinnen Venedig zerritzt? Eine Ausstellung dazu kann eine Pluralität von Sichtweisen, die nicht konform sind, die sich gegen das Klischee zur Wehr setzen, darstellen.

 

Leonhardi Kulturprojekte bereitet ein dreisprachiges Buch über Venedig vor, das als Ergebnis dieser Auseinandersetzung über Venedig angesehen werden kann. Mit Beiträgen von Paola Cantú, Gedichten von Italo Testa und Felicia Herrschaft im Gespräch mit Uwe Israel (Leiter des deutschen Studienzentrums in Venedig).

 

 

 

 




Prof'in Christa Näher mit ihrer Klasse in Venedig, Dezember 2007








Vechie Immagini Di Venezia, Archivio Filippi


















Silja Nordhoff














Elisabeth Hatscher

hatscher.pdf











Carolin Maria Bühler













Jessica Sehrt










Sarah Schoderer
















René Schohe












Britta Kamptner



Grossvenediger







ich beschäftige mich im weitesten sinne mit dem berg großvenediger, einem berg in österreich in den hohentauern, auf dem ich selbst schon zum skifahren war.

 

eine legende besagt, dass man von diesem berg aus angeblich venedig sehen kann. deshalb der name. und auch, weil dort immer wieder mineralsucher, sogenannte venediger, vorbeikamen um ein bestimmtes mineral zu suchen, dass zum schleifen des venezianischen spiegelglas nötig war.

 

am thema venedig interessiert mich, dass es ein bestimmter ort zu sein scheint, von dem man glaubt, dass er irgendetwas besonderes in sich tragen würde, das es dort zu finden gibt.

das ist sicherlich auch einer der gründe, warum viele menschen generell tourismus betreiben... aus einer sehnsucht heraus irgendetwas (das ihnen evtl. fehlt???) dort zu finden, das sie anscheinend brauchen.

auch ein teil von uns ist dort hingefahren, im glauben etwas zu finden...

 

meine frage an euch ist: was wolltet ihr dort finden?

 

sind diese speziellen eigenschaften direkt in diese orte eingeschrieben, also gehen sie von diesen bestimmten orten (reisezielen, etc.) aus, oder liegen sie vielmehr im betrachter/besucher/tourist selbst und selbiger hofft, diese dann in sich an diesen orten wachrufen zu können?

ich glaube orte/räume werden von menschen gemacht. nicht nur praktisch von menschen in materie erbaut, sondern durch die zuschreibungen, wünsche... der menschen/besucher/bewohner... auch inhaltlich gestaltet/erbaut.

abstrakt gesprochen: wo beginnt eben dieser (sehnsuchts)raum/ort, hier am beispiel venedig? also, sind wir schon der urprungsort/raum von dem alles ausgeht?

diese gedanken sind sicherlich nicht neu, aber sie sind mir am beispiel venedig (und weiter gedacht am beispiel "reisen als akt der sehnsucht, des suchens.." wieder in in den sinn gekommen und ich möchte damit gerne arbeiten.

 

Deshalb beschäftige ich mich auch wieder mit dem text "la production de l'espace" von henry levebvre.

 

Auszug Henry Lefebvre von Britta Kamptner

 

"jede reise ist eine reise zu sich selbst." (leider weiß ich nicht, wer das mal gesagt hat)

"place, and a sequence of places, they give us orders to our memories, which are otherwise chaotic. the art is to place what you remember in a particular spot in a location you know by heart" (autor leider auch unbekannt)

 

 












Murray Gaylard

Venetian Police:

Do you do this?

 

Me:

Yes. It’s a performance.

 

Venetian Police:

Aha

 

Me:

It’s about tourism and the traces that are left behind. I am following them.

 

Venetian Police:

Ah, you are an artist. I see. No, it is not allowed to write on here. It is a historic city. It is not allowed.

 

Me:

Yes, but it’s only chalk. It’ll wash away with the rain. I mean, look at all the bird shit.

 

Venetian Police:

I’m sorry. You cannot leave your marks on Venice.

 

(Conversation with police officials in Venice, 29.02.2008)

 

 

 

 

 















ITALO TESTA: Im Schoß des Kanals

 

Dann steigen wir hinab den Kanalgrund zu erforschen,

im Schlamm lassen Deine Wirbel eine Spur:

das Wasser erstickt nicht, das Wasser

rötet die Bindehäute, bläht die Orbits auf

in denen die Reste des Tages verschwimmen.

 

Steigen wir hinab, tauchen wir unter die Kolter

der Wracks: den Strömungen haben sie sich anvertraut,

ungeschützte Körper mutieren in der Strömung,

Körpersäfte schleichen in das Sekret der Welle

von Lymphen verziert werden die Venen der Augen.

 

Mit der Flut dann blühen die Reste wieder auf,

Deine verwaschene Haut zum Aufweichen gelegt

in die Höhlung versunkener Radmäntel;

mit der Flut spiegelt sich der Himmel, bruch-

stückhaft reflektieren Abfälle die Irishäute.

 

Steigen wir hinab die dunklen Höhlen zu vermessen

den Schoß der Ratten, die verseuchten Wünsche;

zum verletzenden Wasser, zum zermürbenden Wasser

der Mantel verdickt sich, es schwillt das Geschlecht,

von dieser Lagune ist Schwindel jeder Abgrund.

 

(übersetzt von Adrian Giacomelli)

 

 

 

 

 

 

 

 

 








 

Gespräch mit Priv.-Doz. Dr. Uwe Israel – die richtigen Touristen?

 

 

Artikel über Venedig