Empiriepraktikum "Soziale Bewegung und Jugendkultur. Aktualisierung jugendsoziologischer Forschung" WS 2010/11 und SS 2010
Seminarmaterialien_Empiriepraktikum_WS_2010/11
Als 1948 die International Sociological Association in enger Zusammenarbeit mit der UNESCO gegründet wurde, standen Themen wie Frieden, Bildung und Jugend in der Nachkriegszeit im Vordergrund. Einige der Gründer waren Soziologen mit dem Schwerpunkt Jugendsoziologie. Jugendsoziologische Studien wurden unter dem Aspekt der sozialen und politischen Verantwortung durchgeführt und sollten die Bemühungen um Konfliktbeilegung und die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft begünstigen. Während der 1950er Jahre in Deutschland wurde Jugendsoziologie zur Praxis und floß in erste Studien über die politische Einstellungen von Studierenden ein. Inwiefern sich die jugendsoziologische Forschung trotz der veränderten Situation in Deutschland aktualisieren lässt, ist Gegenstand des ersten Teils des Empirie-Praktikums. Anhand der Rekonstruktion früher jugendsoziologischer Studien von Jürgen Habermas, Ludwig v. Friedeburg u.a. wird in diesem Empiriepraktikum in einem zweiten Schritt die Möglichkeit gegeben eigene Forschungsansätze zu entwickeln, um soziale und politische Jugendkulturen - und Bewegungen zu untersuchen, wie sie sich gegenwärtig in der antideutschen Bewegung und der Antifa zeigen. In qualitative Methoden und Ansätze der Soziolinguistik wird dazu eingeführt.
Literaturauswahl (wird ergänzt)
Elijah Anderson (Hrsg.), Against the wall: poor, young, black, and male, Philadelphia 2008.
Mike Brake, Soziologie der jugendlichen Subkulturen. Eine Einführung, Frankfurt 1981.
Alex Demirovic, Gerd Paul, Demokratisches Selbstverständnis und die Herausforderung von rechts :Student und Politik in den neunziger Jahren, Frankfurt am Main 1996.
Alex Demirovic (Hrsg.), Modelle kritischer Gesellschaftstheorie. Traditionen und Perspektiven der Kritischen Theorie, Stuttgart 2003.
Darin: Birgit Sauer, Den Staat verhandeln. Zum Zusammenhang von Staat, Demokratie und Herrschaft und Lena Inowlocki, Kritische Theoriebildung zu Antisemitismus, Rassismus und Reaktionen auf Einwanderung.
Ludwig v. Friedeburg (Hrsg.), Jugend in der modernen Gesellschaft, Köln 1969.
Jürgen Habermas, Ludwig v. Friedeburg, Christoph Oehler, Student und Politik: eine soziologische Untersuchung zum politischen Bewußtsein Frankfurter Studenten, Neuwied am Rhein 1961.
Inken Keim, Wilfried Schütte (Hrsg.): Soziale Welten und kommunikative Stile. Festschrift für Werner Kallmeyer zum 60. Geburtstag. Tübingen 2002.
Inken Keim, Sozial-kulturelle Selbstdefinition und sozialer Stil: Junge Deutsch-Türkinnen im Gespräch. In: Keim, Inken/Schütte, Wilfried (Hrsg.): Soziale Welten und kommunikative Stile. Festschrift für Werner Kallmeyer zum 60. Geburtstag. S. 233-259 - Tübingen 2002. (Studien zur deutschen Sprache 22)
LINKS Hinweis opac: https://lbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=30/SET=2/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=12&TRM=185334903&fbt=1280069313 https://lbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=30/SET=2/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=12&TRM=034904190&fbt=1280069313
Online-Veröffentlichung: www.gespraechsforschung-ozs.de/heft2007/rz-kinscherf.pdf
Kallmeyer, Werner/ Keim, Inken/ Aslan, Sema/ Cindark, Ibrahim (2002): Sprachvariation und die Herausbildung kommunikativer sozialer Stile in jugendlichen Migrantengruppen in Mannheim. Arbeitspapier, IDS, Mannheim.
https://lbsopac.rz.uni-frankfurt.de/DB=30/SET=1/TTL=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=6015&DB=30&SRT=YOP&TRM=soziale+welten+kommunikative+stile
Online-Veröffentlichung: www.ids-mannheim.de/prag/sprachvariation/publik.htm.
Bernhard Schäfers, Albert Scherr, Jugendsoziologie : Einführung in Grundlagen und Theorien, Wiesbaden 2005.
Albert Scherr, Jugendsoziologie: Einführung in Grundlagen und Theorien, Wiesbaden 2009.
Anthony Amatrudo, Criminology and Political Theory, Sage Pubn Inc (9. Juli 2009)
Colin Sumner, Sociology of Deviance: An Obituary, Open University Press, 1994.
www.amazon.co.uk/Sociology-Deviance-Obituary-Colin-Sumner/dp/0335097804
Rafael Behr, Cop Culture - Der Alltag des Gewaltmonopols: Männlichkeit, Handlungsmuster und Kultur in der Polizei, Opladen 2000.
Helsper, W. (Hrsg.): Jugend zwischen Moderne und Postmoderne. Opladen 1991
Dieter Lenzen, Moderne Jugendforschung und postmoderne Jugend: Was leistet noch das Identitätskonzept?, in: Helsper, W. (Hrsg.): Jugend zwischen Moderne und Postmoderne. Opladen 1991
Wilfried Ferchhoff, Bernd Drewe, Postmoderne Stile in den Jugendkulturen, in: Helsper, W. (Hrsg.): Jugend zwischen Moderne und Postmoderne. Opladen 1991
Hermann Tertilt, Turkish Power Boys. Ethnographie einer Jugendbande, Frankfurt/M. (suhrkamp taschenbuch 2501) 1996
Werner Schiffauer, Die Gewalt der Ehre. Erklärungen zu einem türkisch-deutschen Sexualkonflikt, Frankfurt/M. (suhrkamp taschenbuch) 1983
Klaus Farin, Eberhard Seidel-Pielen, Krieg in den Städten. Jugendgangs in Deutschland, Berlin (Rotbuch Verlag) 1991
Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz, Gabriele Rosenthal (Hrsg.) Biographieforschung im Diskurs, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2005
darin: INGRID MIETHE/SILKE ROTH Zum Verhaltnis von Biographie- und Bewegungsforschung
und:
GABRIELE ROSENTHAL, Die Biographie im Kontext der Familien- und Gesellschaftsgeschichte
Sudhir Venkatesh, Gang Leader for a Day: A Rogue Sociologist Takes to the Streets, Penguin Press 2008
Graham St. John - Raveculture
www.edgecentral.net/publications.htm
Mi.: 20. Oktober 2010, 14-16 Uhr, Gerichtsverhandlung nach Casinoräumung Goethe-Universität Dezember 2009
Mi.: 20. Oktober 2010 play: Ergebnisse der Gerichtsverhandlung 20. Oktober 2010
Mi.: 20. Oktober 2010 play: Ergebnisse der Gerichtsverhandlung 20. Oktober 2010
Hier der Auszug (S. 139):
„Selbstverwaltete Freiräume“
„Selbstverwaltete Freiräume“ sind – so eine Darstellung der autonomen Szene im Internet – „unangepasste und unregierbare Inseln unkontrollierter Freiheit“ und stellen Bedeutung in der Szene einen Platz ohne „Faschismus“, „Rassismus“, „Antisemitismus“ und „Sexismus“ dar. Der Kampf für die Schaffung und Erhaltung solcher Freiräume, insbesondere in Form von sogenannten „Infoläden“, ist für die Szene von herausragender Bedeutung.
Infoläden spielen nicht nur für die szeneinterne Kommunikation eine wichtige Rolle, sondern sind gleichermaßen Ausdruck autonomer Präsenz und Handlungsfähigkeit.
Am 19. Januar initiierten Autonome unter dem Motto „Solidarität für das selbstverwaltete Kunst- und Kulturzentrum in der Varrentrappstraße 38“ in Frankfurt am Main eine Demonstration, an der sich etwa 250 Personen beteiligten. Die Veranstaltung fand anlässlich der auslaufenden Duldung und der drohenden Räumung des ehemaligen Jugendzentrums in Frankfurt am Main/Bockenheim (JUZ Bockenheim) statt. Das Objekt war im August 2008 unter anderem von Autonomen besetzt worden.
Nach einer monatelangen Auseinandersetzung akzeptierte die Hausbesetzer- initiative Faites votre jeu! letztlich das von der Stadt angebotene ehemalige Polizeigefängnis „Klapperfeld“ in Frankfurt am Main als Ersatzobjekt. Der Umzug, die Renovierung sowie die Auseinandersetzung mit der Geschichte des ehemaligen Gefängnisses stellten in der Folge den Aktionsschwerpunkt der Frankfurter Szene im Bereich der „selbstverwalteten Freiräume“ dar. Nach dem Umzug avancierte das „Klapperfeld“ zu einer wichtigen Anlaufstelle für Autonome. <<
Die Definition von "Autonomen" im Verfassungsschutzbericht (S. 135f, Auszug):
Als Autonome werden organisationskritische, undogmatische und gewaltorientierte Linksextremisten bezeichnet. Autonome stehen starren Organisationsstrukturen ablehnend gegenüber. Sie beharren auf ihrer individuellen Eigen- und Selbständigkeit und organisieren sich daher lediglich in lockeren Gruppen. Diese bestehen oft nur kurze Zeit und lösen sich dann auf. Etablierte, über lange Zeit aktive Gruppierungen – etwa die autonome.antifa [f], welche in Frankfurt am Main eine zentrale Stellung einnimmt – stellen in der Szene eine Ausnahme dar. Zwischen autonomen Gruppen bestehen – oftmals auch nur aktions- und anlassbezogen – lose Verbindungen, verzweigte Autonome Netzwerke und persönliche Kontakte, die den Informationsfluss und die Mobilisierungsfähigkeit garantieren. ...
Autonome lehnen das staatliche Gewaltmonopol ab und empfinden eigene Gewaltanwendung („Militanz“) zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele als legitim. Sie wollen ihre politischen Vorstellungen „mit allen Mitteln“ durchsetzen. Dabei reichen autonome militante Aktionsformen von Sachbeschädigungen wie Farbschmierereien oder dem Anzünden von Autos bis hin zu gewaltsamen Angriffen auf Polizisten oder (vermeintliche) Rechtsextremisten. „Militanz“ wird von Autonomen dabei nicht allein als „Mittel zum Zweck“, sondern auch als Akt der individuellen Selbstbefreiung empfunden. |
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