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fehe



Axiom: Wissenschaftsredaktion auf Radio x

Radio x

 

 

Verehrte Unsichtbare! Ausgangspunkt des Wissenschaftsmagazins Axiom sind das Andenken an die frühe Frankfurter Schule. Walter Benjamin, der in den 1930er Jahren in Frankfurt Radio machte, begrüßte seine Hörer auf diese Weise. Er las als Sammler von Kinderbüchern für Kinder, denn bevor diese des Lesens mächtig werden, bemächtigen sie sich des Buchs. Ihm ging es um die Sichtbarmachung dessen was nicht sichtbar ist oder im Verborgenen liegt. In seinen letzten Sendungen über Katastrophen, kündigte er prophetisch an, dass sich eine humane Katastrophe ereignen werde, die unser gesamtes Weltbild zerrütten werde; welche das sein würde, kann man heute durch das von ihm geprägte Bild des Engels der Geschichte verstehen. Die Ansichten und Anregungen die Benjamins Reflexionen über Kindheit, Spaziergänge oder über die technische Reproduzierbarkeit von Kunstwerken ermöglichte, greifen wir in den Axiomsendungen auf. Jedes Gespräch entsteht aus der Einzigartigkeit der jeweils beteiligten Personen und Situationen. Welche künstlerischen Ausdrucksformen von Sprache und Kultur können wir im Radio wahrnehmbar machen? Wie versteht man Gesellschaft und wie kann eine Wissenschaftsredaktion im Radio zur Theoriebildung beitragen. Sendungsmacher sind Felicia Herrschaft, Nadia Lucas und Renata Martins.

 

 

Axiom Pilotsendung:

 

Wissenschaft im Zeitalter der Extreme, Wissenschaftsredaktion Radio x 01

Wissenschaft im Zeitalter der Extreme, Wissenschaftsredaktion Radio x 02

play: Wissenschaft im Zeitalter der Extreme 01

play: Wissenschaft im Zeitalter der Extreme 02

 

Material Pilotsendung:

 

Potsdam Institute for Climate Impact Research

 

 

 

AVOIDING DANGEROUS CLIMATE CHANGE

 

 

Over the last year we have seen growing evidence of climate change. Indeed, statistics suggest that 2005 was the warmest year on record. Devastating hurricanes showed how sensitive even developed societies are to extreme weather. But how much climate change can we take in the future? How can we avoid developments which must be considered dangerous? The new book Avoiding Dangerous Climate Change, chief-edited by Hans Joachim Schellnhuber and published by Cambridge University Press today, provides answers to those questions.

 

The publication consolidates the results of an international conference hosted by the UK Government in February 2005. It gives an account of the most recent scientific insights on climate change, explores the main risks for nature and humanity, and how they can be averted. The book considers, in particular, technological options that can be deployed to achieve different levels of climate change as the world moves to a lower-carbon economy.

 

Writing in the foreword, Prime Minister Tony Blair said the conference provided a scientific backdrop to the whole of the UK's G8 Presidency and the Summit at Gleneagles. "This book will serve as more than a record of another conference or event. It will provide an invaluable resource for all people wishing to enhance global understanding of the science of climate change and the need for humanity to act to tackle the problem".

 

Hans Joachim Schellnhuber, chief editor of the book, said: "We hope that this book will make a significant contribution to the scientific and policy debate on what constitutes dangerous climate change. The problem is urgent: let us face the fact that 2005 is the warmest year on record - even without a strong El Nino event as in 1998".

 

 

 

Wissenschaft im Zeitalter der Extreme: Von den Thünenschen Ringen zum Erdbeerjogurt, von Dipl.-Geogr. Stephan Kyrieleis

 

Im Jahr 1826 veröffentlichte der Agrar- und Wirtschaftswissenschaftler Johann Heinrich von Thünen sein Hauptwerk „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und National-Ökonomie“. Darin stellt er eine Theorie über die Abhängigkeit von Landnutzung, Transportwegen und zu erzielender Verkaufserlöse des angebauten Guts auf. Die Entfernung eines Ackers zum Absatzmarkt spielt also genauso eine Rolle für die Entscheidung was wo angebaut wird, wie die Bodenqualität. Als „Thünensche Ringe“ ist diese Theorie in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen. In seinem Modell geht Thünen von einem isolierten Staat mit einer Stadt als Absatzmarkt aus. Wie in den meisten Modellen, wird davon ausgegangen, das sich die Akteure in diesem Land streng rational auf ihren wirtschaftlichen Vorteil ausgerichtet verhalten. Dann müsste leicht verderbliche Ware, also beispielsweise Gemüse, in der Nähe der Stadt angebaut werden, damit sie noch am Tag der Ernte auf den Markt käme. Auch Dinge, die schwer zu transportieren sind müssten in der Nähe der Stadt angebaut werden.

 

Auf einen Ring mit Gemüselandwirtschaft folgt bei Thünen daher ein Ring mit Forstwirtschaft. Weiter entfernt können Früchte angebaut werden, die nicht so verderblich sind oder vor dem Transport noch veredelt werden, damit die höheren Transportkosten durch längere Wege durch bessere Erlöse wieder eingespielt werden können. Dort wo die Transportwege zur Stadt so weit sind, dass die Transportkosten über den Verkaufserlösen liegen, beginnt im Thünenschen Modell die Wildnis.

 

Aufgrund von immer leistungsfähigeren Verkehrsmitteln, spielen Transportkosten heute bei der Wahl der Produktionsstätten nur eine untergeordnete Rolle. Auch die Verderblichkeit von Waren kann durch Kühltransporte und gezielte Züchtungen bis hin zur Genmanipulation verändert werden. Eine wissenschaftliche Untersuchung über Standortverteilungen sähe daher heute ganz anders aus. Statt Transportkosten wären heute Standortentscheidungen von Lohnkosten und Subventionen geprägt. Der ökonomische denkende Unternehmer kann dank den, gemessen an den ökologischen und volkswirtschaftlichen Schäden, zu niedrigen Transportkosten den Faktor Arbeit weiter weg billiger einkaufen. Welche Transportwege dabei für ein alltägliches Nahrungsmittel, wie ein Erdbeerjogurt in einem Glas, herauskommen hat Stefanie Böge für das Wuppertal-Institut ausgerechnet.

 

Die Erdbeeren für einen Jogurt, den eine süddeutsche Firma unter dem schönen Namen „Landliebe“ verkauft, kommen aus Polen und werden im 800 Kilometer entfernten Aachen verarbeitet und von dort 446 Kilometer weit nach Stuttgart transportiert. Die Jogurtkulturen kommen aus Schleswig Holstein. Für das leere Glas werden 806 Kilometer Lkw-Fahrten notwendig. Das Papier für die Etiketten wird über 600 Kilometer aus Niedersachsen nach Bayern zum Bedrucken transportiert. Die Aluminumdeckel legen weitere 864 km zurück. Lediglich die Milch für diesen Jogurt und der fertige Verpackungskarton kommen aus der Region. Summiert man die Kilometer für alle für die Produktion notwendigen Komponenten kommt man auf 8.447 Kilometer.

 

Zwischen den Arbeiten von Johann Heinrich von Thünen und Stefanie Böge liegen rund 175 Jahre. Die beiden Beispiele aus dem Bereich der Geographie als Wissenschaft, die sich mit dem durch den Menschen oder die Natur geformten Raum beschäftigt, zeigen dass die Erklärung vieler Dinge heute komplexer geworden ist und von mehr Faktoren bestimmt wird. Dies hat auch Auswirkungen auf die Arbeitsweisen der Wissenschaft. Wissenschaftliche Arbeit kann heute kaum noch von Einzelgängern im stillen Kämmerlein betrieben werden.

 

Vielmehr ist Vernetzung gefragt, da Wissensgebiete nicht mehr für einen Menschen alleine überblickbar sind und Fragestellungen nur gelöst werden können, wenn sie von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Dies bedeutet einerseits eine stärke Spezialisierung und andererseits eine stärkere Zusammenarbeit und Interdisziplinarität. Angesichts der globalen Auswirkungen ökologischer und ökonomischer Art ist aber auch eine stärkere Zusammenarbeit gefragt, wenn es darum geht vor Fehlentwicklungen zu warnen. Es reicht nicht mehr nur Wissen zu schaffen, die Konsequenzen dieses Wissens müssen sorgfältig bedacht und der Gesellschaft vermittelt werden. Ob die Gesellschaft dann daraus die richtigen Konsequenzen zieht, ist dann eine andere Frage.